Vor bald einem Monat starb ein behinderter 13-Jähriger aus Kurdistan in Bozen. Wie konnte es dazu kommen? Die Geschichte des Versagens unseres Sozialsystems.
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Aus ff 44 vom Donnerstag, den 02. November 2017
die Recherche für unsere aktuelle Titelgeschichte begann vor der Märchenhochzeit von Landesrat Philipp Achammer am 16. September. Damals hatte ff in Erfahrung gebracht, dass Achammer im Februar 2015 einen schweren Autounfall hatte. Sein Auto erlitt einen Totalschaden, er selbst musste zur Untersuchung ins Krankenhaus. Besonders delikat dabei: Achammer musste tags zuvor zur Führerscheinrevisionsprüfung – und fiel durch.
Anton Rainer und Karl Hinterwaldner stellten sich und Achammer die Frage: Ging da alles mit rechten Dingen zu? Denn zwischen dem Anfang der Geschichte, die vom Verkehrssünder Achammer handelt, der eine Menge Führerscheinpunkte verliert, und dem Ende der Geschichte, an dem Achammer seinen Führerschein behalten darf, liegen eine Menge Ungereimtheiten.
Es geht um angeblich vernichtete Dokumente. Aussagen, die sich widersprechen. Und um eine Landesverwaltung, die eine Hilfsbereitschaft an den Tag legt, von der Normalsterbliche nur träumen dürfen. ff traf sich während der Recherche nicht weniger als fünfmal mit Landesrat Achammer. Trotzdem konnte eine der Kernfragen bis zuletzt nicht geklärt werden: Wurden die Quizfragen zu Recht annulliert? Wegen angeblich fehlerhafter Übersetzungen vom Italienischen ins Deutsche durfte Philipp Achammer die Revisionsprüfung wiederholen. Und bestand. Doch die Quizfragen sind verschollen – weil das Führerscheinamt umgezogen sei, sagt die Direktorin. Alles über die „Wundersame Amtshilfe“ lesen Sie ab Seite 15.
Ähnlich aufwendig war auch die Recherche über den Fall Adan, jener kurdische Junge, der vor einigen Wochen im Bozner Krankenhaus verstarb. Wie konnte es passieren, dass der Junge (der an Muskeldystrophie litt und deshalb einen Rollstuhl benötigte) nirgends aufgenommen wurde, was ist im Krankenhaus passiert?
Georg Mair hat die Ereignisse nachgezeichnet: Er hat sich dafür unter anderem mit der Familie getroffen und fragt sich: Warum wird bis jetzt niemand für das Versagen der Sozialdienste der Gemeinde und des Landes verantwortlich gemacht? Seine Geschichte über den Dienst nach Vorschrift lesen Sie ab Seite 22. Es war auch deshalb eine heikle Geschichte, weil die Staatsanwaltschaft ermittelt, Leute, die Bescheid wissen, nicht mit Namen genannt werden dürfen und manche Leute trotz mehrmaligen Bemühens nicht zu sprechen waren – wie etwa die Generaldirektorin des Sozialbetriebes der Gemeinde Bozen.
Aufwendig war das Projekt an der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie (FOS) in Meran, von dem Edith Benischek in Saft, Riegel & Gründergeist (ab Seite 26) erzählt. Die Schüler haben dort ein alkoholfreies Getränk und einen Müsliriegel zur Marktreife entwickelt. Benischek unterrichtet an der Schule und hat das Projekt von Anfang an mit zunehmender Begeisterung verfolgt. Es ist eine schöne Erfolgsgeschichte.
Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!
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