Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 25 vom Donnerstag, den 21. Juni 2018

Georg Mair und Antonio Dalle Nogare
Kunst-Treffen: Georg Mair mit Antonio Dalle Nogare (rechts), einem leidenschaftlichen Sammler von zeitgenössischer Kunst: „In einem Museum geht es mir gut.“ © Alexander Alber
 

machen wir uns nichts vor, ob Putzwahn, Sex oder Gartenzwerge sammeln: Alles kann süchtig machen. Etwas, das guttut, beruhigt oder befriedigt, wird irgendwann, schleichend oft, zum Zwang. Kontrollverlust kann sich auf vielen verschiedenen Ebenen einstellen. Unsere aktuelle Titelgeschichte ist dafür nur das offensichtlichste Beispiel. Zwar scheint die Gesellschaft die Gefahren der harten Drogen erkannt zu haben, doch gleichzeitig wird zum Beispiel immer mehr und immer sorgloser Cannabis geraucht. Vor allem Jugendliche unterschätzen oft die Risiken auch sogenannter weicher Drogen – und greifen immer häufiger zu härterem Stoff. Dunja Smaoui hat in der Szene recherchiert – und dabei Erstaunliches und zugleich Erschreckendes entdeckt (ab Seite 26).

Es gibt durchaus Menschen, die sind nach etwas völlig anderem süchtig: nach Fußball. Die WM ist eröffnet, die ersten Spiele vorbei, und die Sucht nach der täglichen Fußballdosis dürfte bei vielen schon längst eingesetzt haben. Und auch wer ­Panini-Klebebildchen sammelt, tut das nicht freiwillig – er ist süchtig. Klebebildchen von Männern in bunten Fußballtrikots lösen eine Art Schwärmerei aus. Karl Hinterwaldner gehörte einst selbst zu diesen Sammlern, für diese Ausgabe hat er einen Artikel darüber geschrieben. Und errechnet, wie teuer diese Sucht sein kann (ab Seite 34).

Antonio Dalle Nogare sammelt etwas anderes. Der 54-Jährige ist einer der größten Südtiroler Sammler von zeitgenössischer Kunst. Er ist, wenn man so will, süchtig nach Kunst. „Kunst“, sagt Dalle Nogare, „ist eine andere Dimension. Wenn ich in eine Ausstellung gegangen bin, war ich nachher frei im Kopf.“ Georg Mair hat ­Dalle Nogare in seinem Haus voller Kunst getroffen. Im Interview erzählt Dalle Nogare nicht nur von seinen Bildern, sondern auch von seinen Schwierigkeiten mit der Justiz – und seinem früheren Traum, Tennisprofi zu werden (ab Seite 42).

Das Ganze runden wir mit einem guten Glas Wein ab. Denn das, so wusste schon der ehemalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, ist geeignet, den Verstand zu wecken. Alkohol kann freilich und leider auch süchtig machen. In unserem Porträt jedoch geht es um die hohe Kunst des Weinmachens. Rudi Kofler, der Kellermeister der Kellerei Terlan, hat für seine Weine schon viele Auszeichnungen bekommen. „Ich suche Eleganz, Finesse und Trinkspaß“, sagt er zu Markus Larcher, der ihn im Keller besucht hat. Na dann, zum Wohl! (ab Seite 48).

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!

weitere Bilder

  • Karl Hinterwaldner und Martin Fink

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