Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 39 vom Donnerstag, den 27. September 2018

Georg Mair im Gespräch mit Siegfried Unterberger
Besuch in Meran: Georg Mair im Gespräch mit Siegfried Unterberger: „Heute bin ich mit niemandem mehr im Netzwerk“, sagt der Meraner. „Wenn ich in die Gemeinde gehe, kenne ich kaum jemanden.“ © Ludwig Thalheimer
 

es gibt da dieses Video im Internet – es zeigt ­Matteo Salvini, wie er durch die Straßen von Viterbo geht. Es ist ein Montagabend Anfang September, der Innenminister kam in die Stadt im Latium, um an der traditionellen Festa di Santa Rosa teilzunehmen. Nichts Besonderes eigentlich, und trotzdem empfingen die Bürger ihn wie einen Rockstar. Es war für den Politiker ein Bad in der Menge. „Matteo non mollare“ riefen sie ihm zu, applaudierten, schrien, alle wollten ihm die Hände schütteln und ein Selfie mit ihm machen. „Salvini caccali tutti“ – „Sei l’unica speranza“ – „Salvini uno di noi!“

In Zeiten, in denen Politiker eigentlich kein gutes Image haben, irritiert so ein Video. Und es macht Angst. Woher diese Fanhysterie um einen Politiker der harten Hand wie Salvini? Zwar kommen so wenige Migranten über das Mittelmeer wie schon lange nicht mehr, trotzdem setzt Salvini weiter auf Eskalation. Etwa mit dem „Decreto Salvini“, das die Migrations- und Sicherheitspolitik deutlich verschärft. Was ist los mit diesem Land und seinen Leuten? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Meraner Journalist und Zeit-Redakteur Ulrich Ladurner in unserer aktuellen Titelgeschichte. In den vergangenen Wochen ist er durch den Stiefelstaat gereist, lange hielt er sich nach dem Einsturz der Morandibrücke in Genua auf. Eine Titelgeschichte der etwas anderen Art – ein treffender Essay über ein Land, das zurzeit kopfsteht (ab Seite 14).

Eine ähnliche Frage haben wir uns hinsichtlich Siegfried Unterberger gestellt: Was ist eigentlich los mit einem der bekanntesten Köpfe in Südtirols Privatwirtschaft? Georg Mair hat den 77-Jährigen besucht und mit ihm über Kunst und Sammelsucht gesprochen – und auch darüber, wie es ist, wenn man dem Tod entkommt. Auf die Frage, wohin er, einer der größten Kunstsammler im Land, seine Kunst mal geben werde, antwortet Unterberger: „Bestimmt nicht nach Südtirol.“ Ein spannendes Interview, ab Seite 36.

Kalendarisch und meteorologisch ist der Sommer nun wohl tatsächlich um – und damit auch unsere Sommergespräche. Im Land jedenfalls gibt es einen Mann, der es versteht – jahreszeitenunabhängig – der Politik richtig einzuheizen: Sad-Chef Ingomar Gatterer. Sein jüngstes Husarenstück dreht sich um die Zugangscodes für die Datensoftware. Was es damit auf sich hat und wie sich das Land aus dem Schlamassel herausbringen will, hat Karl Hinterwaldner recherchiert (ab Seite 28).

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!

weitere Bilder

  • Franziska Peschel mit Janett Platino

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