Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Aus ff 26 vom Donnerstag, den 25. Juni 2020

Gespräch mit Jugendlichen
Dunja Smaoui (ganz links) im Gespräch mit Jugendlichen für die ff-Titelgeschichte: „Sie sind neun von Tausenden Jugendlichen im ganzen Land“, sagt Smaoui. „Sie sind nicht repräsentativ. Und doch gehören sie zu denen, auf die kaum jemand geschaut hat: auf die Zukunft unserer Gesellschaft.“ © Alexander Alber
 

Kaum eine gesellschaftliche Gruppe, die in der Coronakrise nicht in irgendeiner Form betroffen war. Ganz besonders getroffen hat es allerdings Kinder und Jugendliche. Wenn sie wahrgenommen wurden, dann nur noch als Schülerinnen und Schüler. Ihre Bedürfnisse wurden schlicht vergessen. Dunja Smaoui hat sich mit neun Jugendlichen im Land getroffen, gemeinsam mit ihnen die vergangenen drei Monate Revue passieren lassen, sie über ihre Ängste sprechen lassen, über Freundschaften, Schule und Politik.

Neun von Tausenden Jugendlichen im Land sind freilich nicht repräsentativ. Aber sie gehören zu denen, auf die kaum jemand geschaut hat in dieser Zeit. Irgendwann hat man zwar über sie gesprochen, aber selten mit ihnen. Unsere aktuelle Titelgeschichte ist eine eindrucksvolle Zeichnung und Analyse davon (ab Seite 26). Ein interessanter Aspekt: Die anfängliche Euphorie der jungen Menschen in der Zeit des Lockdown dreht sich vor allem um eines: endlich wieder Zeit haben. Für sich selbst. Für das, was man gerne macht.

Im Schatten von Corona agierten und bewegten sich in den vergangenen Monaten auch die Oppositionspolitiker. Nicht immer wurden sie gehört. Immer wieder aber hat dieses Magazin auch in der Krise versucht, die demokratiepolitisch wichtige Rolle der Opposition zu berücksichtigen. In den nächsten Wochen werden wir in loser Abfolge immer wieder Politiker der Oppositions-parteien ausführlicher zu Wort kommen lassen. Für diese Ausgabe hat Georg Mair die Fraktionssprecherin der Grünen interviewt, Brigitte Foppa (ab Seite 12).

Die Gesellschaft leise zu durchdringen versteht wiederum die Mafia. Die ’Ndrangheta beispielsweise gilt heute als weltweit mächtigste Mafiaorganisation, sie kontrolliert große Teile des weltweiten Drogenhandels. Selbst in Bozen ist sie aktiv, lange Zeit still und unbemerkt. Anfang Juni wurde in Bozen eine lokale Zelle der ’Ndrangheta ausgehoben. Seit den 1970ern operiert die Mafia in Südtirol – das Land liegt strategisch günstig auf der Drogenroute Kalabrien–Deutschland. Aber nicht nur die Lage macht Südtirol für die ’Ndrangheta so attraktiv, erklärt Investigativjournalistin Margherita Bettoni im ff-Interview. Bettoni stammt aus dem Trentino und lebt in Hamburg, sie recherchiert und schreibt seit Jahren über die italienische Mafia. „Südtirol“, sagt sie im Gespräch mit Andrej Werth, „ist gegen die Mafia nicht immun.“ (ab Seite 38).

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

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