Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 41 vom Donnerstag, den 08. Oktober 2020

Georg Mair und Günther Pallaver
Was machen Sie jetzt in der Pension, hat Georg Mair den Politikwissenschaftler Günther Pallaver (rechts im Bild) gefragt: „Ich werde schreiben, lesen, mich weiter einmischen in politische Fragen. Und mehr Fagott spielen.“ Ab Seite 36. © Alexander Alber
 

die Stichwahlen für das Amt des Bürgermeisters in Meran und Bozen haben gezeigt, dass das Land noch ganz das alte ist. Auch wenn Paul Rösch, der Kandidat der Grünen, in Meran seinen Sessel verteidigt hat. Südtirol wählt entlang ethnischer Trennlinien. In Meran haben die Italiener (rund 50 Prozent der Einwohner) sich hinter Dario Dal Medico versammelt, dem Kandidaten von Mitte-rechts. Und in Bozen sind sie, zu großen Teilen wenigstens, der Aufforderung der Südtiroler Volkspartei gefolgt und haben Renzo Caramaschi wieder zum Bürgermeister gemacht. Für Paul Rösch wird es jetzt kompliziert. Meran ist der Aufreger dieser Stichwahl. Grund genug für uns und Norbert Dall’Ò, in der Titelgeschichte zu fragen, was in der Stadt passiert ist und wie die Sieger (auch Dal Medico hat gewonnen) die „zerrissene Stadt“ wieder vereinen wollen. Dall’Ò sagt: „Die Bildung einer Stadtregierung wird so schwierig wie noch nie.“ Ab Seite 16.

Ein Motiv für Günther Pallaver, sich politisch zu betätigen, war Alexander Langer. Als Langer das erste Mal in den Landtag einzog, 1978, war Pallaver Vorsitzender der Südtiroler Hochschülerschaft. Was ihn an Langer faszinierte, war dessen Versuch, die ethnische Logik zu überwinden, die in Südtirol fast alles bestimmt(e). „Das ist schmerzhaft“, sagt der Politikwissenschaftler im Gespräch mit Georg Mair, „ich habe es am eigenen Leib erfahren.“

Am 1. Oktober ist Pallaver (auch Mitarbeiter der ff) in Pension gegangen. Seit 1995 hatte er, zuletzt als Professor für Politikwissenschaften, an der Uni Innsbruck gearbeitet. Wie geht das, haben wir uns gefragt: Mit 65 in Pension? Ein Gespräch darüber, warum man sich einmischen muss, was sich in Südtirol geändert hat. Und was links sein bedeutet. Ab Seite 36.

Etwas Besonderes ist Marlene Corradini.
68 Jahre lang stand sie bei Corradini-Stoffe hinter der Ladentheke. Jetzt musste auch das letzte Tuchgeschäft unter den Lauben in Bozen weichen. Es zieht in die Vintlergalerie um, zwei Angestellte haben es von Marlene Corradini übernommen. Im Porträt schreibt Florian Kronbichler über Corradini, die von sich sagt: „Ich hab’ im Geschäft gelebt und bin hier daheim.“ Die Bilder dazu stammen von Boris Miklautsch, Architekt und Architekturfotograf aus Stuttgart. Ab Seite 50.

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

Leserkommentare

Kommentieren

Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.