Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Aus ff 43 vom Donnerstag, den 22. Oktober 2020

Norbert mit Ernst Fop
Über Politik: Norbert Dall’Ò im Gespräch mit Ernst Fop, dem neuen SVP-Stadt­obmann von Meran. © Alexander Alber
 

Die Politik ist die Kunst des Möglichen. So sagte es jedenfalls der deutsche Staatsmann Otto von Bismarck seinerzeit. Wenn man in diesen Tagen die Koalitionsverhandlungen in Meran verfolgt, so möchte man den alten Bismarck-Spruch abändern in: die Politik ist die Kunst des Unmöglichen. Da wird öffentlich Druck aufgebaut, da wird blockiert, da wird aufeinander geschimpft. Kurzum: ein unzumutbares Gewürge. Ein Hahnenkampf – im wahrsten Sinne des Wortes.

In jenen Parteien, die im neuen Stadtrat künftig mitregieren wollen, hat es keine einzige Frau in den Gemeinderat geschafft: keine Kandidatin der SVP-Liste, keine Frau von der Lega und auch keine einzige Frau der italienischen Bürgerlisten Alleanza per Merano und Lista Civica. Die meistgewählte Frau in Meran ist Madeleine Rohrer von den Grünen/Liste Rösch mit 1.116 Stimmen. Das sind im Übrigen auch mehr Vorzugsstimmen als die männlichen Spitzenkandidaten aller anderen Listen erhalten haben. Es mutet da einigermaßen seltsam an, dass ausgerechnet Rohrer außen vor gelassen werden soll. Norbert Dall’Ò hat die Hintergründe recherchiert und sich unter anderem mit dem neuen Meraner Stadtobmann Ernst Fop getroffen, der die SVP gewissermaßen aus der Krise führen soll (ab Seite 16).

Eigenartig ist ebenso, dass vom Applaus für die Angestellten von systemrelevanten Berufen in diesem Frühjahr wenig geblieben ist. Verkäuferinnen, Pflegerinnen, Müllwerker, Bus- und LKW-Fahrer wurden im Lockdown zu Helden des Alltags erklärt. An ihren Arbeitsbedingungen und ihrer teils sehr schlechten Entlohnung hat sich seit dem Abflachen der ersten Corona-Welle nichts geändert. Und jetzt rollt die zweite Welle. Was aus den Versprechen von damals geworden ist, haben Alexander van Gerven und Karl Hinterwaldner für die Titelgeschichte recherchiert (ab Seite 22).

Am Ende ein kleiner Nachtrag zur Geschichte „Betonierter Magnago“ aus der vergangenen ff-Ausgabe. Luigi Spagnolli, ehemaliger Bozner Bürgermeister, ließ uns folgende Nachricht zukommen, die wir gerne abdrucken: „Die Benennung der Straßen und Plätze ist eine Zuständigkeit der Gemeinden beziehungsweise der jeweiligen Bürgermeister, auch wenn der Besitzer das Land ist. Der Silvius-Magnago-Platz wurde vom vorigen Bozner Bürgermeister benannt, nicht von der Landesregierung – mit der jedenfalls diese Entscheidung besprochen und geteilt wurde.“

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

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