Was tun, wenn aus der Coronakrise eine psychische Krise wird? Ein Sommergespräch mit der Psychotherapeutin Sabine Cagol über die Verletzlichkeit unserer Seele und warum man Kindern keine heile Welt vorgaukeln sollte.
Editorial
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Aus ff 36 vom Donnerstag, den 09. September 2021

wenn wir Menschen uns an nichts erinnern könnten, dann wüssten wir auch nichts. Könnten wir alles erinnern, wüssten wir wohl alles. Unser Gedächtnis ist ein zentraler Bestandteil unseres Seins. Jeden Tag werden unsere Sinne mit Tausenden neuen Eindrücken befeuert. Warum aber erinnern wir manche Erlebnisse und vergessen andere Erfahrungen? Warum erinnern wir uns manchmal falsch? Ist unsere Vergangenheit manipulierbar?
Georg Mair hat für diese ff mit zwei Menschen geredet, deren Thema das Erinnern und das Vergessen ist – das kulturelle Gedächtnis und wie es sich bildet. Jan und Aleida Assmann sind das bekannteste Wissenschaftlerpaar in Deutschland. Sie waren vergangene Woche bei den Literaturtagen in Lana zu Gast. Mair hat gemerkt, wie sehr die beiden aufeinander eingespielt sind. Ihr wissenschaftliches Zwiegespräch, das vom Privaten nicht zu trennen ist, dauert schon seit den Sechzigerjahren an (ab Seite 54).
Um das Erinnern geht es auch in der Geschichte von Alexandra Aschbacher. Vor hundert Jahren trat das faschistische Gesetz in Kraft, das die deutsche Schule zerschlug: die Lex Corbino. Für Südtirol begann eine dunkle Zeit, doch hatte sie auch helle Seiten. Aschbacher hat sich darüber unter anderem lange mit der Bildungswissenschaftlerin Annemarie Augschöll unterhalten, die beispielsweise sagt: „Noch immer sind viele Ängste da, aber man setzt sich nicht damit auseinander. Man müsste sich die ganze Faschismusgeschichte ganz neu anschauen.“ (ab Seite 28)
Die Erinnerung daran, wann man das letzte Mal im Stau gestanden ist, dürfte bei sehr vielen Südtirolerinnen und Südtiroler noch sehr frisch sein. Stau gehört zum Alltag in unserem Land. Autos und Laster verstopfen die Straßen. Gleichzeitig reden die Politiker von Nachhaltigkeit und kündigen Maßnahmen gegen den Klimawandel an. Aber konkret – was geschieht? Braucht Südtirol mehr Straßen oder weniger Touristen? Welche Wege zu mehr Klimaschutz im Verkehr gibt es?
Norbert Dall’Ò geht diesen Fragen in der Titelgeschichte auf den Grund. Landesrat Daniel Alfreider sagt im Interview zum Problem Stau auf der Autobahn: „Diese Autobahn muss grün werden – möglichst emissionsfrei und leise.“ Seine Vision? „Dass man ohne Auto anreisen und Südtirol erleben kann, gleichzeitig dass wir Südtiroler ein zukunftsfähiges öffentliches Verkehrsangebot weiter nutzen können und auch umsteigen wo es möglich ist“ (ab Seite 16).
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