Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 50 vom Donnerstag, den 16. Dezember 2021

Andrej Werth mit Walter Eschgfäller
Wer ist der Typ, von dem es heißt, dass er die Südtiroler Musik­szene kennt wie kein anderer? Andrej Werth wollte es herausfinden und hat Walter Eschgfäller in seinem Bozner Plattenladen besucht. Erfahren hat Werth unter anderem, dass Eschgfäller 1983 für die ff beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ in München mit dabei war. Mehr darüber lesen Sie ab Seite 50. © Ludwig Thalheimer
 

manche Themen sind so groß, dass man sie kaum richtig fassen kann. Die Ermittlungen in der sogenannten Sad-Affäre sind ein solches Thema. Seit über drei Jahren dauern diese nun an und sind immer noch nicht abgeschlossen. Der Akt ist umfangreich: Mehr als 5.000 Seiten an Material hat die Staatsanwaltschaft zusammengetragen. Sie versucht nachzuweisen, dass es bei der Annullierung der Ausschreibung nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Es bleibt vorerst offen, ob ihr das gelingen wird.

Diese Ermittlungsakten sind vor geraumer Zeit der ff zugespielt worden. Karl Hinterwaldner und Georg Mair haben sich in den vergangenen Wochen durch den Akt gegraben, das Material, so erzählen sie, ist brisant. Vor allem die Abhör­protokolle: „Sie legen ein erschreckendes Sittenbild von Südtirols Politik und Verwaltung offen“, so Hinterwaldner und Mair. Die zwei bohrten noch tiefer: Sie haben nicht nur das Material ausgewertet, sondern auch mit zahlreichen Akteuren vor und hinter den Kulissen gesprochen. Nicht alle lassen sich zitieren, einige rieten, aufzupassen, was man schreibe, und wiederum andere informierten die Staatsanwaltschaft über die ff-Recherche. Und so können Sie jetzt in der neuen ff-Titelgeschichte (ab Seite 26) lesen, wie Politik und Wirtschaft im Hintergrund agieren. Wer besonders eifrige Beamte waren und wer die Helfer in Rom. Und wie nach den Landtagswahlen 2018 im Hintergrund um den Posten des Mobilitätslandesrates gerungen wurde.

Markus Larcher indes setzte sich diese Woche mit einem anderen Thema auseinander, das für viel Wirbel und auch Empörung sorgte: In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung erschien vergangene Woche ein offener Brief als ganzseitige Anzeige, in dem die IDM Angela Merkel dazu einlädt, Südtirol auch außerhalb der Sommer-Saison zu erleben. In Südtirol selbst wurde die Aktion nicht unbedingt positiv aufgenommen. Da war die Rede von „stillos“ und „plump“. Larcher hat die Hintergründe zu dieser Marketingaktion recherchiert. Während die IDM-Spitze das Ganze als Erfolg wertet, so Larcher, sei die Landespolitik da ganz anderer Meinung. „Die Werbung betrifft eine politische Persönlichkeit. Das macht es heikel“, sagt Tourismuslandesrat Arnold Schuler. Und: „Ich hätte diese Annonce nicht geschaltet.“ (Seite 38)

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

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