Der Medienstar
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Aus ff 08 vom Donnerstag, den 24. Februar 2022
warum wird ein Mensch zum Mörder? Die aktuelle ff-Titelgeschichte stellt diese Frage, und an sie schließen sich viele andere wichtige Fragen an: Wie war das möglich? Was bedeutet das Geschehene für Land und Leute? Norbert Dall’Ò ist eingetaucht in die Seele des Benno Neumair, der vor einem Jahr den Mord an seinen Eltern gestand. Es geht um Psychologie und Psychiatrie, um Recht und Gerechtigkeit.
Wenn also am 4. März vor dem Bozner Schwurgericht der Prozess gegen Benno Neumair beginnt, wird ein Heer von Anwälten, Psychiatern und Psychologen aufmarschieren. „Auf den ersten Blick“, so Dall’Ò, „scheint der Prozess entschieden, noch bevor er begonnen hat. Offene Fragen gibt es kaum. Außer jener entscheidenden: War Neumair zum Zeitpunkt der Tat voll zurechnungsfähig? Oder ist er aufgrund psychischer Erkrankungen nicht oder nur zum Teil schuldfähig?“ Dall’Ò zeichnet in der Titelgeschichte das Psychogramm eines Verbrechens – ab Seite 28.
Um die menschliche Seele im weitesten Sinne geht es auch in der Caritas-Geschichte (Seite 42). Bereits im Oktober 2020 veröffentlichte die ff exklusiv einen Artikel über die Führungskrise in der Südtiroler Caritas. Von einem Klima des Misstrauens und der Angst innerhalb Südtirols wichtigster sozialen Hilfsorganisation war die Rede, von hierarchischem Denken, fehlender Wertschätzung. Direktor Paolo Valente widersprach stets allen Vorwürfen. Dem Artikel von Markus Larcher und Andrej Werth waren lange Recherchen vorausgegangen. Auch Bischof Ivo Muser hat sich lange Zeit gelassen. Vergangene Woche entschied er, Valente von seinem Amt zu entpflichten. Nach einer Visitation durch externe Fachleute war der Bischof zur Auffassung gekommen, dass es einen Führungswechsel bräuchte, damit das Vertrauen der Mitarbeiter wiedergewonnen werde könne.
Politiker zu sein, ist oft wahrlich kein Zuckerschlecken. Das politische Geschäft frisst an der Seele. Politik entwickelt einen Sog, schafft aber auch Abhängigkeit, verändert oft den Blick auf die Realität. Ein Jahr vor den Landtagswahlen spricht die ff mit Politikerinnen und Politikern über die Unerbittlichkeit des politischen Geschäfts. Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht das Mandat oder das Amt. Den Auftakt macht Brigitte Foppa; die grüne Landtagsabgeordnete hat mit Alexandra Aschbacher darüber gesprochen, wie die Politik sie verändert hat (Seite 18).
Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre
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