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Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Aus ff 49 vom Donnerstag, den 07. Dezember 2023
Sie haben in den letzten Tagen wahrscheinlich gehört, dass Henry Kissinger gestorben ist. Der legendäre US-Diplomat und Ex-Außenminister wurde so alt (genau 100 Jahre), dass sogar der New York Times-Journalist, der einen Nachruf auf Kissinger vorbereitet hatte, schon lange tot ist.
Henry Kissinger war für die USA überall in der Welt unterwegs – ihn vors Diktiergerät zu bekommen, blieb in der Regel großen Medien vorbehalten. Deshalb war es ein Coup, als der freischaffende Bozner Journalist Christian Welponer 1983 ein Interview mit Kissinger in Mailand organisieren konnte. ff brachte das Interview damals als Titelstory auf sechs Seiten. Welponer befragte Kissinger unter anderem zur „Südtirol-Frage“. Das Urteil des ewigen Realpolitikers: Eine Unabhängigkeit Südtirols ist unrealistisch.
Im selben Jahr, 1983, begann die Landtagskarriere von Eva Klotz. Sie wird oft die Grand Dame der Südtiroler Selbstbestimmungsbewegung genannt. Ihr politisches Kind, die Südtiroler Freiheit, hat zuletzt bei den Wahlen groß abgeräumt. Alexandra Aschbacher hat Klotz deshalb zum Interview gebeten – und mit ihr auch über das Altern gesprochen, hier schließt sich der Kreis zu Henry Kissinger (ab Seite 18).
Gegenüber Kissinger und Klotz ist René Benko mit seinen 46 Jahren ein Jungspund. Karl Hinterwaldner verfolgt den Werdegang des Immobilienmoguls schon seit Jahren, 2013 führte er für ff eines der ersten in Südtirol erschienenen Interviews mit ihm. Benko war damals ein aufstrebender Stern am Wirtschaftshimmel, jetzt ist der einstige Wunderknabe auf dem harten Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Seine Signa Holding ist insolvent. Wird damit aber auch Benkos Waltherpark, das größte Bozner Bauprojekt, mit in den Abgrund gerissen? Das hat Hinterwaldner für die aktuelle Titelgeschichte recherchiert („Pfeifen im Wald“, ab Seite 26).
Ein Augenzwinkern in eigener Sache: In ff 48/2023 schrieb Ulrich Ladurner in der Kolumne „Jenseits des Brenners“ über den Wortdurchfall von Aleksandar Vucic. Vucic ist Präsident von Serbien – das natürlich nicht mehr, anders als auf der Karte dargestellt, Teil von Jugoslawien ist.
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