Der Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal ist eines der großen Probleme in der Pandemie. Neu ist es nicht. Was Pflegedirektorin Marianne Siller nun vorhat.
Flaneid
Die Abrechnung
Aus ff 01 vom Mittwoch, den 05. Januar 2022
Die Rathauskoalition hatte mit Personalfragen zu kämpfen. Und es gab noch Schlimmeres: Die Opposition drohte mit Rücktritt.
Die Rechnung geht nicht auf!“ Max Minder, Obmann der regierenden Bürgerliste Harpf hatte auf seinem Handy alles durchgerechnet, aber das passende Ergebnis wollte sich nicht einstellen. Zilli Aberer war als Gemeinderätin zurückgetreten, aus persönlichen Gründen, wie sie sagte, wegen irgendwelcher Abrechnungen, wie andere munkelten. Aber Genaueres wollte niemand wissen oder sagen. Jedenfalls war jetzt nachzubesetzen, und da konnte sich eine moderne Partei wie die BL Harpf nicht auf die Vorzugsstimmen verlassen, denn das Volk war in seinem Wahlverhalten bekanntlich populistisch. Minder verließ sich da mehr auf die Wissenschaft, das heißt, auf seinen Taschenrechner. Da war der Proporz der vier Flaneider Fraktionen zu berücksichtigen, das Geschlecht, die Zugehörigkeit zu Feuerwehr, Musik, Sport oder Schützen ...
„Das wird doch wohl nach Vorzugsstimmen gehen“, meinte Bürgermeister Daniel Grüner. „Das ist Parteisache, halt dich da raus“, antwortete Minder. „Da wird’s ein Koalitionstreffen brauchen“, schätzte Olga Klotz, die regierende Vizebürgermeisterin, und begleitete Grüner zur Tür.
„Numerisch gesehen würde ein Kipfer nachrücken, aber ihr versteht schon, dass das nicht geht. Die Zilli war eine von uns“, stellte Minder gleich zu Beginn der Krisensitzung klar, zu der die Obmänner aller vier regierenden Bürgerlisten aus den Fraktionen Harpf, Kipf, Zepf und Töpf in die Zirmstube des Gasthauses Unterganzner gekommen waren. „Wir bestehen auf unserem Herbert“, betonte der Kipfer Obmann. „Ist das der, der oben in seiner Waldschule Frau und Kinder vor der bösen Spritze schützt?“, fragte Klotz. „Wollt ihr die nächsten Wahlen wirklich verlieren?“
Numerisch war nun Walter aus Zepf dran. „Ein guter Mann“, meinte Minder, „der hat seine Teilnahme beim Sicherheitskomitee immer bei der Gemeinde und bei der Feuerwehr abgerechnet. Aber ich hab’ nie etwas gesagt. Bisher!“ Der Zepfer Obmann schwieg still, also wagte sich der Töpfer vor: „Die Klara, die passt, die hat nichts getan.“ „Äh, meinst du das jetzt positiv oder negativ?“, fragte Klotz. „Mit der Klara macht ihr keinen Punkt, die kennt ja niemand“, sagte Minder, „wir brauchen einen, den das Volk kennt und der zupacken kann.“
Damit hatte Minder argumentativ den Boden für den vierten unter den Nachrückern verlegt: Hans Greif aus Harpf. Bürgerliste, Charakter und Namen passten. „Wenn ihr meint“, sagte der Kipfer Obmann und nahm die anderen weichenden Erben mit nach draußen in die Gaststube.
„Ich trete zurück!“, drohte Theresia Wiedersacher, als sie Minder und Klotz aus der Zirmstube heraustreten sah. Zuvor hatte sie von den anderen Bürgerlisten gehört, was drinnen besprochen worden war.
„Aus welchem Grund?“, erschrak Minder. Wiedersacher gehörte zwar einer der regierenden Bürgerlisten an, stimmte aber stets mit ihrem Kopf ab und wurde daher zur Opposition gerechnet, das heißt, sie war die Opposition.
„Ich sehe, fertigmachen könnt ihr euch selber am besten“, antwortete Wiedersacher, „dafür braucht ihr nicht mich.“
„Das geht nicht“, sagte Minder, „ohne Opposition ist das keine Demokratie mehr!“ Wiedersacher grinste: „Was krieg’ ich, wenn ich bleibe?“ Sie war jetzt gespannt, wie tief man bei den Angeboten sinken würde. „Ein Regierungsamt geht nicht, sonst wärst du ja nicht mehr Opposition“, meinte Klotz und versuchte einen sauberen Ausweg: „Wie wär’s mit einem Glas Wein?“ „Ok“, antwortete Wiedersacher mit zusammengebissenen Zähnen. Nachbieten war jetzt nicht mehr möglich. „Ohne Kassazettel“, schärfte Klotz dem Wirt ein. Schwarz zahlen war der neue Anstand. Bei einem Kassazettel wäre der Verdacht aufgekommen, Klotz würde den irgendwo abrechnen.
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