Leserbriefe

Das Klimahaus der 23

Aus ff 05 vom Donnerstag, den 02. Februar 2017

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Extra-Klimahaus in ff 3/17 über eine preisgekrönte Wohnanlage in Eppan

Der Artikel lässt eine Reihe von Problematiken dieser Bauweise unerwähnt. Spätere Änderungen selbst von kleinsten Details wie das Versetzen von Lichtschaltern sind aufwändig und sehr kostenintensiv. Die Flexibilität auch für spätere bauliche Veränderungen, die beispielsweise aufgrund einer anderen Familiensituation notwendig werden, ist sehr gering. Der erhöhte Planungsaufwand sollte vom Bauherrn bereits vertraglich berücksichtigt werden, um Überraschungen zu vermeiden.
Im konkreten Fall war eine Nettobauzeit von 18 Monaten notwendig, was auch in konventioneller Ziegelbauweise mit Außendämmung machbar erscheint. Somit erübrigt sich auch ein teilweiser Ausgleich der erwähnten Mehrkosten der Fertigteile durch die vermeintliche Zeit­ersparnis. Die in die Mauer integrierte Dämmung erfordert beim Setzen der Fenster und Rollokästen spezielle Lösungen, da diese sonst eine Wärmebrücke darstellen würden. Das bedeutet wiederum einen Mehraufwand.
Ist Beton einerseits ein schlechter Leiter für Luftschall, so leitet er Vibrationen gut weiter. Es kann schon mal vorkommen, dass man als Bewohner des zweiten Stocks mit den Morgengewohnheiten der Familie im Erdgeschoss vertraut wird. Das Mobiltelefon hat nur direkt am Fenster Empfang, der Rest der Wohnung ist strahlungsfreie Zone.
Die Komfortlüftung ist eine feine Sache, und Angst, die Fenster zu öffnen, hatte niemand. Wohl aber Ärger mit Rauch, den man sich vom Dach direkt aus dem eigenen Kamin ansaugt. An windstillen Sommertagen ist die Luft dort oben an den dunklen Ansaugelementen flirrend heiß; so heiß, dass uns empfohlen wurde, die Lüftung tagsüber ganz auszuschalten. Ihrer Funktion im Winter wird die Soleleitung gerecht, mehr bleibt Wunschdenken, das beweisen die Fühlerwerte. Das Raumklima ist angenehm, und dass die Mauern aus Beton sind, merkt man höchstens beim Aufhängen von Bildern. Bleibt zu hoffen, dass die uns genannten U-Werte von < 0,2 W/m²K bei 12 cm Polyurethan-Dämmung auch auf reale Bedingungen übertragbar sind und die Dämmung auch morgen ihre Dämmwerte halten wird, denn verliert Polyurethan sein Gas, so verschlechtert sich der Dämmwert deutlich.
Wir leben ein Experiment.
Harald Orsi, Elmar Daum, Peter A. Seebacher, Bewohner der Wohnanlage, Eppan

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