Niemand besitzt mehr Immobilien in Südtirol als das Land selbst. Sein Immobilienvermögen beläuft sich auf über 4 Milliarden Euro. Doch wird mit diesem Vermögen auch gut gewirtschaftet?
Leserbriefe
Der verkaufte Sonntag
Aus ff 19 vom Donnerstag, den 11. Mai 2017
Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn nicht einmal mehr am Sonntag Ruhe herrscht? Leitartikel in ff 18/17
Wenn Geschäfte an Sonn- und Feiertagen – zum Schaden der Angestellten und zum vermeintlichen Nutzen der Unternehmer – geöffnet haben, so handelt es sich um einen Gruß von jenem neoliberalen und plutokratischen Europa, das seit der Schaffung des Europäischen
Binnenmarktes das politische Establishment in Brüssel gemeinsam mit seinen Handlangern in den EU-Ländern und den geldschweren Lobbys aus der Wirtschaft geschaffen hat. Dazu gehören politische Verbände, die sich als christlich bezeichnen – dass es sich dabei nur um eine Etikette oder Fassade handelt, zeigt sich spätestens im Falle der Toleranz von verkaufsoffenen Sonntagen.
Allerdings haben sich im Laufe der Jahre auch sozialdemokratische Kräfte von dem neoliberalen Blendwerk hinreißen lassen, die ehemaligen Arbeiterparteien tragen heute jenes System mit, das Arbeitnehmer in zunehmendem Maße benachteiligt; ihre einstigen Ziele haben sie über Bord geworfen, ihre ehemalige Wählerschaft haben sie mehr und mehr fallen gelassen und Protestparteien überlassen.
Einher mit dieser Entwicklung geht eine Konsum- und Shoppingkultur, die eine denkfaule Konsumgesellschaft geschaffen hat, in der kaum jemand mehr die Stimme erhebt, wenn die Rechte der Lohnabhängigen beschnitten werden.
So, wie es aussieht, hat auch kaum jemand die nötige Widerstandskraft, an Festtagen konsequent nicht einkaufen zu gehen. Gäbe es an Feiertagen null Umsatz, wären für die Wirtschaftstreibenden die Kosten so hoch, dass sie ihrerseits an Sonntagen ihre Läden schlössen. Ich selbst kaufe von Beginn an Sonn- und Feiertagen demonstrativ nicht ein und hinterlasse den Geschäftshaien keinen müden Cent – allerdings fürchte ich, diesbezüglich leider ein Einzelfall zu sein.
Georg Lezuo, Bozen
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