Leserbriefe

Die Wut und die Politik

Aus ff 20 vom Donnerstag, den 18. Mai 2017

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Die Politikergehälter sind maßvoller als die Kritik, die an ihnen geübt wird: Leit­artikel in ff 19/17

Alexandra Aschbacher schreibt in ihrem Leitartikel, dass alle eine politische Spitzenklasse wollen, die möglichst billig ist. Ich glaube nicht, dass diese Ihre Einschätzung der Tragweite des Phänomens „Wutbürger“ gerecht wird.
Viele Bürger fühlen sich heute in Südtirol von der Politik einfach ausgetrickst, verarscht, abgehängt. Man glaubt den Volksvertretern einfach nicht mehr, das Vertrauen in die politische Klasse ist auch hier in Südtirol auf einen Tiefststand gesunken. Und da haben auch unsere Politiker Verantwortung zu tragen, denn an „unglaublichen“ Skandalen hat es in unserem Land nicht gefehlt.
Wenn der Bürger sich an Gesetze (z.B. Montidekret) halten muss, dann sollte das natürlich auch für seine Volksvertreter gelten, ob das gerecht ist oder nicht, spielt keine Rolle. Und wenn man die Frage der Gerechtigkeit aufwirft, dann für alle, auch für die, die sich nicht wehren können.
Wenn man eine Debatte darüber entfacht, wie viel uns unsere Politiker wert sind, dann muss man auch darüber sprechen, wie viel uns unsere Kindergärtnerinnen, Mütter, Pensionisten wert sind, die es weiß Gott nötiger hätten.
Nein, bei der Wut der Bürger geht und ging es nicht um die Höhe des Gehaltes des Landeshauptmannes und nicht darum, Volksvertreter möglichst billig abzuspeisen. Es geht um etwas viel Wichtigeres, es geht um das Gefühl der Ohnmacht gegenüber „denen da oben“, die es sich richten, wie sie es
brauchen.
Das sollte Anlass genug sein, darüber nachzudenken, wie wir unsere demokratischen Institutionen in Zukunft weiterentwickeln können.

Martin Volgger, Sterzing

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