Lieber Alessandro Urzì, dass Sie bissig sind, sind wir ja gewohnt, eine Ihrer Stärken (oder Schwächen) ist Ihre aggressive ...
Leserbriefe
Modellregion für Senioren
Aus ff 44 vom Donnerstag, den 02. November 2017
Südtirol braucht neue Lösungen, wenn es um ein gutes Leben im Alter geht. Ein Appell.
Zu den gebeutelten Begrifflichkeiten zählen heute auch der „demografische Wandel“, oder „Überalterung“. Aber steckt zum Beispiel bei den Begriffen „Migration“ oder „Integration“ ein stark gefühltes Thema dahinter, so scheint die Thematik „demografischer Wandel“ oder „Überalterung“ gesellschaftlich nicht so stark empfunden zu werden. Und das, obwohl die Problematik, die dahinter steckt, zweifelsohne als „tickende Bombe“ bezeichnet werden kann.
Wir wissen genau, was in den nächsten 10 bis 20 Jahren auf uns zukommt. Dass nämlich die geburtenstarken Jahrgänge vor dem Eintritt in die dritte Lebensphase stehen, dass die Zahl pflegebedürftiger Personen bis 2040 um 45 Prozent zunehmen wird, die Zunahme an Demenzkranken auch in Südtirol über 1.000 Personen jährlich beträgt. Und wenn wir den Landessozial- und Landesgesundheitsbericht 2016 lesen, bestätigt er den von einer Vielzahl von Studien aufgezeigten Trend auch für Südtirol. Auch die im Jahr 2016 vom Arbeitsforschungsinstitut Afi publizierte Studie über die Entwicklungen und Perspektiven in Sachen Pflege zeigt auf, welche Herausforderungen und Bedürfnisse auf uns zukommen.
Es besteht dringender Handlungsbedarf, wollen wir rechtzeitig über ein zeitgemäßes und wirksames Versorgungssystem verfügen. Wir sind viel zu zögerlich und zu zaghaft in diesem Zusammenhang. Denn neue Lösungsansätze müssen mutig und entschlossen angegangen werden und innovative Projekte und Konzepte sollen nicht nur gefördert, sondern auch prämiert werden.
Ein breites Angebot an Betreuungs- und Wohnformen ist gefragt – Pflege und Betreuung wird sich in Zukunft nicht mehr bloß auf stationäre und ambulante Wohnformen reduzieren lassen. Wir benötigen Betreuungszentren, die über eine Versorgungsvielfalt verfügen und welche den unterschiedlichsten Bedürfnissen Rechnung tragen.
Mir scheint, dass die Politik, vor allem auf dezentraler Ebene, aber nicht selten auch Interessensverbände und Führungsträger selbst, diese Anforderungen noch immer nicht erkannt haben und wir nach wie vor in herkömmliche Pflegemodelle investieren.
Dem Sektor „Senioren und Seniorenarbeit“ wird für mein Dafürhalten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt – hier geht es eben nicht nur um die materielle und quantitative Versorgung dieser Bevölkerungsschicht, sondern vermehrt um die Schaffung einer nachhaltigen Lebensqualität für alte und pflegebedürftige Menschen.
Unser aller Vorstellung ist doch nicht allein jene, alt zu werden, sondern es geht vielmehr um ein lebenswertes Altern. Südtirol hätte das Potential dazu, auch in Sachen Seniorenpolitik eine Modellregion zu werden.
Helmut Pranter, Brixen
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