Leserbriefe

Freunde und Helfer?

Aus ff 15 vom Donnerstag, den 12. April 2018

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Die Polizei suchte in Clubs im Überetsch nach Drogen: Bericht einer Augenzeugin

ACAB. All Cops Are Bastards. So lautet der Leitspruch unserer rebellischen Jugend: ungerechtfertigt und auf Teufel komm raus gegen das System. Und die Polizei? Die bekämpft das Problem der ungehorsamen Jugend. Vor ein, zwei Wochen startete sie eine Razzia in verschiedenen Clubs im Überetsch. Angesichts des beschlagnahmten Materials war sie auch vollkommen berechtigt.
Ich will hier nicht hinter­fragen, welche Problemzonen unsere Gesetzeshüter bekämpfen, sondern welche Methoden sie hierfür wählen.
Für einige Stunden war uns Partygästen der Gang zum Klo verwehrt, da half kein Bitten und kein Betteln. Dann wurden alle nach draußen gescheucht, während die Drogenspürhunde ruhig ihre Arbeit verrichten durften. Es blieb keine Zeit, die Jacken zu holen.
So durften wir für mehrere Stunden – und nicht wie nach Aussage anderer Medien eine Viertelstunde – in der Eiseskälte frieren und warten; hoffend, irgendwann zu unseren Jacken zu kommen: Viele von uns waren im T-Shirt, hatten wir doch drinnen tanzen und uns unterhalten wollen. Die Antwort unserer Freunde und Helfer in Not auf die Beschwerde der Menge war, dass wir ja heimgehen, unsere Sachen am nächsten Tage holen könnten.
Allerdings hatten viele auch Brieftasche, Handy und Schlüssel abgegeben. Also blieb uns nur Warten. Viele von uns hatten das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.
Ich frage mich ernsthaft, was die Ordnungskräfte erreichen wollten: den Drogenmarkt in Südtirol zu schwächen oder Jugendliche gegen sich aufzubringen? Letzteres haben sie erreicht. Ersteres nicht: Die großen Fische schwimmen in anderen Teichen.
Sehr nachhaltig und zukunftsorientiert kann eine solche Drogenbekämpfung nicht sein. Wenn wir, die zukünftigen Wähler und Arbeitskräfte, wie Dreck behandelt werden, welchen Eindruck sollten wir dann vom System Staat bekommen? Bürger müssen ihrem Staat vertrauen können. Vertrauen basiert auf Respekt. Und mit diesem ist es einfach: Ich dir, so wie du mir.
Sicher sind nicht alle Polizisten so, im Gegenteil. Ich hatte aber an diesem Abend das Gefühl, in einem Polizeistaat zu leben, nicht in einer Demokratie, wo die Grundrechte eines und einer jeden respektiert werden.
Ja, es war nur ein Abend, nur eine kleine Gruppe von Jugendlichen, wir werden nicht die Zukunft Italiens entscheiden, aber diese Erfahrung hat sich tief in mir eingebrannt.

Rahel Peterlini, Bozen

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