Der Fremdenverkehr ist eine wichtige Konjunkturlokomotive. Einerseits. Andererseits empfinden viele Einheimische die Beliebtheit ihrer Heimat oft auch als Heimsuchung.
Leserbriefe
„Im Marterkrieg“
Aus ff 33 vom Donnerstag, den 16. August 2018
ff 31/2018 über das Ende des Ersten Weltkriegs in Tirol
Nationalismen haben Vielvölkergemeinschaften, etwa die österreichisch-ungarische Monarchie, auseinandergesprengt, was für viele betroffene Völker einen Weg in eine unheilvolle Zukunft bedeuten sollte. Dasselbe zeigte sich, etwas zeitverschoben, auf dem Balkan, wo man mit dem Phänomen der einheimischen Multikulturalität und der seit dem frühen Mittelalter gewachsenen Vielsprachigkeit nicht umgehen konnte.
Für alle war es, um Franz Grillparzer zu bemühen, ein Weg von der Humanität über die Nationalität in die Bestialität – ein Weg in die irdische Hölle der Konzentrationslager und des Holocausts, in das gewaltsame Abwürgen von Sprachen und Identitäten von Volksgruppen, in die gewaltsame Niederschlagung von Willensbekundungen für Völkerfreiheit wie in Ungarn 1956 oder in Prag 1968 und in die Blutbäder der Neunzigerjahre wie von Srebrenica.
Wie sehr nationaler Fanatismus auch in scheinbar stabilen Gebilden der so fortschrittlich erscheinen wollenden EU in Machthabern förmlich eingefleischt ist, hat im Herbst vergangenen Jahres das Beispiel Katalonien und eine an das faschistische Franco-Regime erinnernde, zum Himmel schreiende Brutalität bewiesen, die von niemandem mehr abgestritten werden kann.
Wenn Brüssel und Regierungen von EU-Mitgliedsländern geistigen Enkeln eines Francisco Franco den Rücken stärken, und wenn der vielerorts – auch in unserem Land – bewunderte und nach allen Kunstregeln unterwürfigster Speichelleckerei hofierte EU-Kommissionspräsident J.-C. Juncker die Ansicht vertritt, die europäische Staatengemeinschaft wäre „ein Club der Nationalstaaten“, kann dies nur als ein Verharren in einem Irrtum verstanden werden; ein lateinisches Sprichwort qualifiziert so etwas als diabolisch.
Georg Lezuo, Bozen
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