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Leserbriefe
„Bio ist nicht besser“
Aus ff 35 vom Donnerstag, den 30. August 2018
Sommergespräch in ff 32/18 mit dem Vinschger Bauer Michael Kaufmann
Sehr geehrter Herr Kaufmann,
ich möchte mich vorweg für Ihr offenes Interview bedanken. Ich erlaube mir, das Interview zu ergänzen: 1. Sie haben recht, bei der mechanischen Beikraut-/Unkrautbehandlung werden im Obstbau im Moment Plastikfäden eingesetzt. Nach Rücksprache mit den führenden Fadengeräteherstellern im Land verbrauchen Fadengeräte nicht die von Ihnen angesprochenen 5 kg Plastik, sondern 0,5 kg an Plastikfaden pro Hektar und Jahr.
Zudem wissen wir beide, dass eine weitaus größere Menge an Plastik durch Baumbindematerialien und Trägermaterialien für die Verwirrung („Spaghetti“) jährlich in die Obstwiesen eingetragen wird. Wer diese sorgfältig wieder einsammelt, tut wirklich etwas zur Vermeidung von Plastik in den Obstwiesen.
Es gibt bereits Versuchsansätze, die Plastikfäden durch Naturmaterialien zu ersetzen.
Als Alternative auf Herbizide zu setzen, ist weder ein gangbarer Weg für den Biolandbau (aus Gründen des Humusabbaus, Abbau von Bodenleben und -fruchtbarkeit) noch – langfristig gesehen – für die gesamte Obstwirtschaft in Südtirol, da wir immer auf der höchsten qualitativen Stufe produzieren werden, um eine hohe Wertschöpfung zu erreichen. Herbizide, allen voran Glyphosat stehen international immer stärker unter Druck.
2. Bienen- und Insektensterben ist ein hochkomplexes Thema. Wie Sie sagen, sind die Bauern (integriert wie biologisch) gezwungen, unter anderem wegen der Apfeltriebsucht, Insektizide zu verwenden. Allerdings ist es wissenschaftlich nicht haltbar, wenn wir die Ausbringung von ebenfalls in die Kritik geratenen Neonicotinoiden mit Pflanzenschutzmitteln wie Natur-Pyrethrum in einen Topf werfen. Wirkungsweise, Wirkungsdauer und Toxizität sind grundlegend verschieden. Im Bioobstbau setzen wir auf ökologische Maßnahmen, wie Einsaaten in den Fahrgassen, Untersaaten im Pflanzstreifen und das Pflanzen von heimischen blühenden Hecken zur Verbesserung des Nahrungsangebotes für Insekten, Bienen und Wildbienen.
Ob Bio besser oder schlechter ist, möchte ich nicht kommentieren, da wir alle, bio und integriert, in einem offenen und zukunftsorientierten Diskurs die Landwirtschaft weiterentwickeln sollten und auch werden.
Schlussendlich entscheiden jene, die unsere Lebensmittel kaufen und essen, was für sie besser ist. Diesbezüglich können wir Biobauern seit einigen Jahren zufrieden sein.
Reinhard Verdorfer, Geschäftsführer Bioland Südtirol
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