Leserbriefe

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Aus ff 41 vom Donnerstag, den 11. Oktober 2018

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Sommergespräch in ff 37/18 mit dem jungen Pakistaner Saad Khan, der seit 12 Jahren auf dem Brenner lebt

Der Werdegang des jungen Pakistaners Saad Khan ist zu respektieren. Für ein Kind einer Migrantenfamilie aus der Großstadt ist es nicht leicht, in einem fremden Land Fuß zu fassen. Sein Einsatz als Leiter des Jugendzentrums ist nur zu begrüßen. Wer aber „einer von hier“ sein will, muss auch die Sprache der angestammten Südtiroler Bevölkerung, also Deutsch können. Ferner sollte er die Geschichte des Landes, die Sitten und Gebräuche kennen. Erst dann kann Integration funktionieren, ansonsten haben wir eine weitere Bevölkerungsgruppe in Südtirol, die „nicht angekommen“ ist. Eine haben wir bereits seit der Annexion Südtirols durch Italien, deren Nachkommen in großer Zahl, besonders in der Landeshauptstadt, als Parallelgesellschaft lebten.

Zudem kann man seine Aussagen über den Islam so nicht stehen lassen, sie sind wohl eher persönlich, denn der Islam wurde seit seiner Entstehung im 7. Jahrhundert n. Chr. nie reformiert beziehungsweise dem Wandel der Zeiten angepasst, die Islam-Wirklichkeit ist eine andere. Erstens, Religion und Politik sind im Islam sehr wohl miteinander verbunden, wären an sich aber zwei verschiedene Dinge. Zweitens, die Respektierung des Gegenübers hängt in der Realität davon ab, wer das Gegenüber ist: Ist es ein Rechtgläubiger (Moslem) oder ein Ungläubiger (Christ, Buddhist, Jude usw.)? Ist es ein Mann oder eine Frau? Konvertierung zu einer anderen Religion ist ein schweres Verbrechen, der Verstoß aus der Familie ist das Mindeste, was passieren kann. Von Toleranz also keine Spur.

Drittens, die Frau wird immer noch als minderwertig betrachtet, beim Ausgehen geht sie ein paar Schritte hinter dem Mann. Mädchen dürfen meistens nicht zur Schule, einen Mann mit Händedruck zu begrüßen, ist ebenfalls verpönt. Mädchen werden nach wie vor von der Familie verheiratet und nicht in freier Entscheidung.

Viertens, der Islam wurde mit dem Schwert verbreitet, und nicht wie geschildert „Islam heißt in Frieden leben und die anderen in Frieden leben lassen“. Das Gegenteil war und ist der Fall.

Wünsche Saad Khan, dass seine Vorsätze, etwas zu bewegen, Früchte tragen. Aneignen und Weitergabe von Wissen, kulturelles Verständnis, Einfühlungsvermögen und Weitblick wird etwas vom Wichtigsten sein, das er beherzigen muss. Dann kann Integration und Akzeptanz als „einer von hier“ vielleicht
gelingen.

Walter Fischnaller, Vintl

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