Leserbriefe

Medizin für die Kleinspitäler

Aus ff 42 vom Donnerstag, den 18. Oktober 2018

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Tut die Politik genug, damit die kleinen Krankenhäuser überleben? ff 41/18 über die richtige Kur für die Südtiroler Sanität

Im Juli 2018 wird uns mitgeteilt, meine Schwester (Spastikerin im Rollstuhl) ­müsse im Unterkiefer sämtliche Zähne reißen – unter Vollnarkose, weil das bei Spastikern nicht anders geht. Auf die Frage, was nach der Vollnarkose käme, wurde mir in einer öffentlichen Einrichtung geantwortet, man biete keine Folgebehandlungen sprich Zahnprothetik (Gebiss und Implantat) an. Auf meine Frage nach Lösungsvorschlägen gab man mir zu verstehen, dass ich meine Schwester ohne Zähne lassen müsse.

Der Termin wird aufgrund eines Infektes verschoben. Neuer Termin Oktober 2018. In der Zwischenzeit mache ich mich schlau. Zahnprothetik und Implantate sind im Betreuungssystem der Sanität nicht vorgesehen, teilt man mir schriftlich mit, ich solle einen privaten Zahnarzt und Zahntechniker organisieren und in die öffentliche Einrichtung bringen. Das geht dann aber haftungstechnisch nicht.

So sehe ich mich nach einem privaten Zahnarzt und einer privaten Einrichtung um. Betreuung äußerst freundlich und kompetent. Es wird ein Termin für den Eingriff vereinbart und man teilt mir in öffentlichen Ämtern mit, für die circa 20.000 Euro Kosten würden wir einen Beitrag bekommen. Ich klappere ein Amt nach dem anderem ab, letztendlich bekommen wir keinen Beitrag, da wir unter Kontrolle des Vormundschaftsgerichtes die Renten sparen sollten und meine Schwester nun aufgrund des ersparten Vermögens aus allen vorgegebenen Koeffizienten herausfällt. Dabei dachten wir, sparen wir für eine eventuelle Pflege für morgen, um die Allgemeinheit nicht zu belasten.

Ich erbitte einen Termin an oberster politischer Stelle im Bereich Sanität und werde mit einem Fünf-Minuten-Gespräch abgespeist. Ein ärztlicher Leiter sucht nach einer Lösung und nun ­würde man sich bereit erklären eine Lösung zu finden, wenn ­meine Schwester noch zwei, drei Mal unter Narkose stünde, um die Lage abzuchecken und ich ein Gesuch stellen würde. Soll meine Schwester jetzt nochmals Wochen warten mit entzündeten Zähnen bis einer in der Sanität weiß, wer zuständig ist? Dabei hat man mir in einem Amt der Sanität geraten, ich solle doch nach Kroatien gehen, dort würde so ein Eingriff wahrscheinlich nur 2.000 Euro kosten. Ich lasse das nicht so auf uns sitzen, denn wahrscheinlich haben die nächsten 50 Menschen mit Behinderung genau das gleiche Problem. Willkommen in Südtirol mit seiner Sanität.

Monika Senfter, Reischach

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