ff 6/19 über das Besucherzenrum am Rosengarten
Leserbriefe
„Die Augen verfolgen dich“
Aus ff 11 vom Donnerstag, den 14. März 2019
ff 9/19 über die Krankenschwester Sabine Foraboschi, die jahrelang mit Wachkomapatienten gearbeitet hat
Um Missverständnisse zu vermeiden und nicht falsche Erwartungen bei den Angehörigen der „Wachkoma“-PatientInnen zu wecken beziehungsweise um bei den StudentInnen, insbesondere der Claudiana, nicht Fehlinterpretationen aufkommen zu lassen, müssen einige im Artikel angeführte Aussagen richtiggestellt werden.
PatientInnen im sogenannten „Wachkoma“ (sehr unglückliche Bezeichnung, da ein Patient im Koma – nicht weckbarer Zustand der Bewusstlosigkeit – schon per definitionem nicht wach sein kann und der dadurch entstanden ist, dass die Patienten dabei die Augen zwar offen halten, aber keine beziehungsweise bestenfalls geringe und nicht vernetzte Bewusstseinsinhalte und/oder auch „emotionelle“ und Reflex-Reaktionen aufweisen können), also Patienten im „Wachkoma“ bekommen nicht alles mit und können auch nicht die Anwesenden mit den Augen „verfolgen“. Gerade diese letztgenannte Eigenschaft ist das früheste und wichtigste Zeichen, dass der Patient aus dem Koma erwacht, da mit den Augen fixieren zu können, eine bewusste vernetzte Verarbeitung der visuellen Aufnahmen voraussetzt.
Der im Artikel beschriebene Zustand entspricht einem anderen klinischen neurologischen Syndrom, das bei Hirnstammläsionen mit Schädigung unterhalb des Abganges der Hirnnerven die Bewegungen der Augenmuskeln bewirken kann und als „Locked-in“-Syndrom bezeichnet wird (wie richtig beschrieben – eingesperrt). Dabei sind die Patienten voll bei Bewusstsein, sofern keine gleichzeitige Schädigung der Großhirnhemisphären vorliegt, und verstehen somit „alles“, können sich aber, da auch die Sprachmuskeln und die Muskeln aller vier Extremitäten gelähmt sind, nicht mitteilen.
Eine Kommunikation ist nur noch über Augen- beziehungsweise Augenlider-Bewegungen möglich (zum Beispiel einmaliger Augenschluss – ja, zweimaliger Augenschluss – nein). Diese PatientInnen „verfolgen“ mit den Augen die umstehenden Personen.
Claudio Corradini, Facharzt für Neurologie und Rehabilitation, Bozen
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