Leserbriefe

Digitaler Wahnsinn?

Aus ff 11 vom Donnerstag, den 12. März 2020

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Wird mit der Digitalisierung der Bürokratie alles leichter? Oder gar schwerer? Titelgeschichte in ff 8/20

Herbert Pernstich, Kaltern (36 Dienstjahre in der Landesverwaltung und in ein paar Monaten in Pension):

Spid: Hätten sie alles über Poste-ID gemacht, wäre es einfach gewesen. Viel mehr als zehn Minuten Zeitaufwand und einen Gang am nächsten Tag zum nächsten Postamt braucht man auch ohne Vorkenntnisse nicht.

Kurt Pöhl kommt in ihrem Artikel super davon. So ganz sehen wir als Landesbedienstete dies nicht. Seine Zeit in der Landesverwaltung ist im EDV-Bereich wohl eher vom Stillstand/Rückwärtsgang gekennzeichnet. Sollte nicht er als Direktor der Abteilung Informatik den EDV-Standard beim Land vorgeben? Läge es nicht an ihm, die Leistungen der Siag für das Land zu kontrollieren? Beiden dieser Aufgaben ist Herr Pöhl nicht in der Lage nachzukommen. Generell ist man froh, wenn die bestehenden Programme halbwegs funktionieren, an neue Programme denkt man gar nicht.

Wir hatten vor 20 Jahren ein Archivprogramm in der Abteilung Forstwirtschaft, das damals viel mehr konnte als das Protokollprogramm (= kein Archivprogramm) jetzt. Es lief 10 Jahre ohne Wartung), bis es auf Druck der EDV-Abteilung wieder abgeschafft wurde.

Die EDV der Landesverwaltung nimmt den Bediensteten nicht Arbeit ab, sondern macht es noch komplizierter, weil man alte Programme weiterzieht und Aufgaben aufsattelt, für die sie nie gemacht waren. Es fehlt an einer Archiv-Plattform, an die sich alle anderen Programme andocken. Beim Land muss man mit einem Dokument auf verschiedenen Programmen arbeiten, es muss mehrmals abgespeichert werden.

Die Lohnverwaltung der Landesbediensteten wird noch immer auf einem IBM AS400 gemacht. Betreuung gibt es seit Jahrzehnten keine mehr von IBM. Ich kann mit meinem PC keinen Datalogger (=Geräte, welche einfache Daten aufzeichnen) benutzen (werden vom System nicht erkannt) oder Geräte zur Lärmmessung programmieren. Dies klappt nur zu Hause, auch mit PCs, die 10 und mehr Jahre alt sind. Tablets oder individuelle Programme, die den Landesbediensteten das Leben erleichtern würden – Fehlanzeige. Wie sollen Beamte so effizient(er) arbeiten? Wer sollte hier Ordnung schaffen, wenn nicht die Abteilung Informatik?

Ich möchte ein Beispiel bringen, wie die Landesverwaltung im EDV-Bereich tickt: Mitte der Achtzigerjahre konnte der Leiter des Forstinspektorates Bozen 1 mit all seinen Bediensteten (Förster, Waldaufseher) in jedem Moment über Funk kommunizieren. Das konnten damals Firmen kaum, außer sie hatten Umsetzer. Weißes Kreuz und die Freiwillige Feuerwehr wurden dann nach und nach in das Funknetz des Landesforstdienstes eingebunden und konnten damit mit den Einsatzwagen kommunizieren.

Wie ist die Situation heute? Nach langem Hin und Her wurden vor circa fünf bis zehn Jahren die Techniker und Förster der Abteilung Forstwirtschaft, die alle viel im Außendienst und auf Baustellen tätig sind, mit einfachen Nokias ausgestattet. Und dies ist bis heute noch so. Lediglich Amtsdirektoren und auf besondere Anfrage hin gibt es Handys mit Internetverbindung. Ansonsten verläuft die Diskussion so: Daten können empfangen werden, aber die Bediensteten im Außendienst müssen dafür ein eigenes „Streichelhandy“ benutzen. Diese Situation sagt alles aus über die Marschrichtung in der Landesverwaltung.

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