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Leserbriefe
Öko gegen Öko
Aus ff 37 vom Donnerstag, den 10. September 2020
ff 34/20 über die Rodung eines Auwaldes in Brixen und den Konflikt zwischen zwei Umweltgruppen; Leserbrief von Klauspeter Dissinger in ff 36/20
Franz Pattis, Sprecher, SOS Auwald Brixen:
Der Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, Klauspeter Dissinger, lobt in seiner Antwort auf meinen Leserbrief die harmonische Zusammenarbeit zwischen der Firma Progress und der Umweltgruppe Eisacktal. Er ist somit auch für die Rodung des Auwaldes in der Brixner Industriezone und „entschuldigt“ dies mit der Erweiterung der Millander Au. In seiner Mail vom 19. August 2019 an mich (liegt der Redaktion vor) klang dies noch ganz anders: „Es ist sehr löblich, dass du dich für die Rettung des Auwaldes einsetzt“. Er gab mir zugleich den Tipp, ein Gemeinderatsmitglied zu bitten, einen Beschlussantrag einzubringen.
Am nächsten Tag rief ich im Büro des Dachverbandes an und bat, man sollte doch bei der Umweltgruppe Eisacktal Druck machen für eine schärfere Gangart in Bezug auf den Auwald. Was mir Geschäftsführer Andreas Riedl dann allerdings erwiderte, ließ mich sehr nachdenklich werden: „Wir können da leider nix tun, denn das sind alles Freiwillige, und die laufen uns dann davon“.
Es dauerte nicht lange, und der Dachverband war der gleichen Meinung wie die Umweltgruppe Eisacktal, die Ausgleichsmaßnahmen in der Millander Au rechtfertigten die Rodung des Auwaldes. Mittlerweile sind wir Mitglieder von SOS Auwald zur Einsicht gelangt, dass es bei diesem faulen „Deal“ nur mehr darum geht, dass sich einige „Experten“ bei der Erweiterung der Millander Au hinein in Bauschuttgelände und Pestizidfelder ein Denkmal setzen wollen und dafür einen wertvollen Auwald opfern!
Martin Hilpold, Petra Steiner, Gesellschaft für Biodiversität, Bruneck/St. Georgen:
Hugo Wassermann und Martin Prader von der Umweltschutzgruppe Eisacktal bezweifeln im Artikel, dass der Auwald in Brixen ein Auwald ist, weil er nicht regelmäßig überschwemmt wird. Die Vogelkundler zählten Graureiher im Auwald, und in ihren Vereinsnachrichten wird der Auwald als Fichtenwald bezeichnet, obwohl der Wald in allen Karten als Auwald eingetragen und sicher kein Fichtenwald ist. Die wenigsten Auwälder Südtirols werden regelmäßig überschwemmt, da es etliche Auwaldtypen gibt, die praktisch nie überschwemmt werden.
Im Auftrag der Progress wurde eine Untersuchung des Waldes durchgeführt und einer Zwischenform aus Grauerlen-Auwald und Eichen-Ulmen-Eschen-Hartholzauwald zugeordnet. Nur was man kennt, kann man auch schützen, und die Umweltschützer kennen ihre Umwelt zu wenig.
Hanspeter Dissinger schreibt in seinem Leserbrief: „Dass sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz für den Schutz der Auwälder einsetzt, ist mehr als logisch.“ Es ist dies aber nicht der einzige Auwald, der mit Unterstützung von Umweltschützern verschwindet. Grauerlenauwälder wurden an der Ahr weggebaggert, über 20 Hektar mit Unterstützung des Naturtreff Eisvogel. Die Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde begleitete Auwaldrodungen im Falschauerbiotop, wo circa 1 Hektar Silberweidenauwald gerodet wurde. Nicht vergessen darf man den letzten großen Auwald im Pustertal, die Ilsterner Au, dort wurden circa 8 ha gerodet, und Umweltschützer sind begeistert.
Auwaldrodungen nicht zu verhindern, ist für viele Umweltschützer zu einem echten Hobby geworden, obwohl es ihr Hobby sein sollte, die Umwelt zu schützen. Die Rodung von Auwald wäre übrigens auch durch das Naturschutzgesetz Artikel 17 verboten, nicht nur durch die FFH-Richtlinie der EU. Wäre schön zu wissen, wann dieser ganze Unsinn ein Ende findet und die Umweltschützer vernünftig werden.
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