Gesundheitslandesrat Thomas Widmann über Warnungen, die in den Wind geschlagen wurden – und die Frage der Eigenverantwortung. (Interview zur Titelgeschichte "Die Chance, rauszukommen".)
Leserbriefe
Geste von gestern
Aus ff 47 vom Donnerstag, den 19. November 2020
100 Jahre Anschluss Südtirols an Italien: Gastkommentar in ff 44/20 von Armin Mutschlechner zu einer Aktion der Schützen
Lieber Armin Mutschlechner, geschätzter Kraxntrouga, mit einiger Verwunderung haben wir Deinen Kommentar zur Initiative Markstein Mitte Tirols gelesen. Natürlich kann jeder davon halten, was er möchte, aber die eigene Blindheit so öffentlich vor sich hertragen, verwundert und enttäuscht jene, die sich von Dir eine differenzierte Meinung erwartet hätten beziehungsweise erwarten können.
Ob der 10. Oktober 2020 ein Trauer- oder ein Festtag ist, liegt vielleicht noch im Auge des Betrachters, aber er ist nun mal ein Gedenktag für die Annexion Südtirols durch einen imperialistischen Staat, der keinerlei Rücksichten auf ethnische, kulturelle und sprachliche Gegebenheiten genommen hat. Das, was danach folgte, war die brutale faschistische Unterdrückung, deren logischer erster Akt in der völkerrechtswidrigen Einverleibung Südtirols durch Italien bestand. Das ist Dir keine Zeile wert. Statt dessen zerrst Du den Weltkrieg als solchen hervor, dessen Opfer gerade bei unserer Gedenkfeier besonders in den Vordergrund gestellt wurden.
Wärest Du dort gewesen, dann hättest Du Dich gerne davon überzeugen können. Lieber aber weist Du darauf hin, dass Bundespräsident van der Bellen sich (zu Recht!) bei den Slowenen entschuldigt hat – dass der italienische Staatspräsident Mattarella eine solche Entschuldigung bis heute nicht über die Lippen gebracht hat, kommt Dir nicht in den Sinn? Oder passt das nicht in das, was Du als „wegweisenden Akt“ nennst?
Sicher, es ist einfacher, auf andere mit dem Finger zu zeigen, als selbst im eigenen Land die notwendige Aufarbeitung der eigenen Geschichte zu begleiten. Diese Krax, lieber Trouga, nehmen wir Schützen Dir gerne ab. Und sei versichert: Wir machen das in unserem Namen und im Namen jener, denen unsere Heimat am Herzen liegt.
Du warst vor zirka 30 Jahren selbst Mitglied der Schützenkompanie Mühlbach. In Deinem Namen kannst du gern weiterhin Dein einseitiges Geschichtsbild pflegen und Deine Staatstreue öffentlich und wortreich bekunden – sicher werden Dir es andere danken. Eines allerdings sei Dir versichert: Der Markstein Tirols steht tatsächlich genau in der geografischen Mitte der ehemaligen Gefürsteten Grafschaft Tirol.
Gerne können wir Dir das bei einem Gespräch erklären.
Für den Schützenbezirk Brixen, Sepp Kaser, Bezirkskulturreferent
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