Leserbriefe

Brief einer Lehrerin

Aus ff 50 vom Donnerstag, den 10. Dezember 2020

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Nach dem Abbruch der ­Vertragsverhandlungen: Wie wichtig ist der Politik die Bildung?

Am Freitag wurde bekannt, dass die Vertragsverhandlungen zu einem Teilvertrag für das Lehrpersonal staatlicher Schulen abgebrochen wurden.

Am Freitag habe ich 2 -Schüler*innen begleitet, die sich in einer schwierigen -Situation befinden.

Am Samstag habe ich komprimierte Lernunterlagen für meine 3.Klasse geschrieben, da die Arbeit mit dem Buch alleine zu Hause Schwierigkeiten verursacht.

Ich habe am Sonntag die Videokonferenz für Montag vorbereitet und am Abend die Onlineaufgaben bis 23 Uhr abends korrigiert.
Am Sonntagabend von 19.30 bis 20 Uhr hatte ich eine Videokonferenz mit einer Schülerin mit Migrationshintergrund.

Heute sitze ich seit 8 Uhr bei Videokonferenzen, Besprechungen mit Schüler*innen und Vorbereitungen.

Alle diese Tätigkeiten mache ich sehr gerne, ich bin seit sehr vielen Jahren Lehrerin mit Leib und Seele. Jetzt aber spüre ich immer wieder Zweifel, ob ich mich im Moment nicht einfach zurücklehnen und meine Onlinetätigkeiten einstellen sollte, weil mein zuständiger Landesrat, mein zuständiger Bildungsdirektor, meine zuständige Landesschuldirektorin, sich nicht wirklich für die Anerkennung und Wertschätzung meiner Arbeit einsetzen.

Wie kann man von mir verlangen, dass ich mit PC, Kamera, Internet für einen guten Onlineunterricht ausgestattet bin, ohne das finanziell zu unterstützen. Bekommen nicht alle Landesangestellten im Homeoffice PC’s von ihrem Arbeitgeber gestellt?

Ich arbeite trotzdem weiter, weil mir meine Schüler*-innen wichtig sind. Trotzdem macht sich in mir eine große Ver-bitterung breit.

Jeden Tag höre ich in den Medien, wie wichtig Bildung ist. Aber in Wirklichkeit sind wir dem Land nicht ein-malige 350 € wert.

Wie soll Bildung stattfinden ohne motivierte Lehrer-*innen? Und unsere Motivation wird im Moment durch diesen Vertragsabbruch sicher nicht aufgebaut.

Ingeborg Mahlknecht, Bozen

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