ff 49/20 über den fragwürdigen Umgang der Caritas mit Mitarbeitern
Leserbriefe
Unter Druck
Aus ff 51 vom Donnerstag, den 17. Dezember 2020
Wie Südtirols Krankenhäuser die zweite Welle bewältigen: Lagebericht in ff 48/20
Ich bin 42 Jahre alt, war immer gesund und bin an Covid-19 erkrankt. Krankenhausaufenthalt, Lungenentzündung, Leberentzündung, Behandlung mit Remdesivir, nichts wurde mir erspart. Die erste Woche wurde ich von zu Hause aus mit hohem Fieber täglich von meinen Hausärzten Simon Kostner und Cordula Weber betreut. Dr. Weber hat Hausbesuche gemacht und mich erst, als ich Sauerstoff brauchte, ins Krankenhaus geschickt. Im Krankenhaus Brixen wurde ich vom 18. bis 25. November, als laut Berichten die Krankenhäuser vor dem Kollaps standen, auf der Covid-Abteilung der internen Medizin gut betreut. In diesem Bereich gab es sehr wenige Covid-Patienten, und jene, die dort lagen, waren – laut eigenen Angaben – nicht schwer krank.
An dem Tag, an dem ich entlassen wurde, herrschte in dieser Abteilung Aufbruchstimmung: Die Covid-Abteilung wurde geschlossen, und der Normalbetrieb konnte wieder aufgenommen werden; beinahe alle Patienten wurden nach Hause geschickt.
Meine Hausärztin hatte 2 bis 3 Wochen Krankenhausaufenthalt prophezeit, aber dass ich mit niedrigen Sauerstoff-Sättigungswerten und in mäßigem Gesundheitszustand, zudem noch positiv auf Covid getestet, entlassen wurde, hat sie erstaunt. Als ich wieder zu Hause war, wurde ich täglich drei Mal von Ärzten angerufen: Servizio USCA, Sanitätsbetrieb der Provinz Bozen und von meiner Hausärztin.
Aufgrund meiner Erfahrungen mit dieser Situation möchte ich folgende Überlegung anstellen: Wenn Hausärzte effizient arbeiten, können Ärzte dort eingesetzt werden, wo sie dringend gebraucht werden, wären Krankenhäuser sicher nicht überfüllt, und drastische Lockdowns könnten somit vermieden werden.
Als mein Hausarzt bei mir den ersten Antigenschnelltest vorgenommen hatte, wurde ich noch am selben Tag von Bozen angerufen mit der Auflage, ich solle in zwei Tagen nach Bozen ins Drive-in fahren und einen PCR-Test vornehmen lassen. Das war für mich unmöglich, denn ich hatte hohes Fieber. Die Antwort lautete, der Sanitätsbetrieb sei überlastet, zu Hause könne der Test erst in 10 Tagen durchgeführt werden. Also hätte auch ich, hoch infektiös, mein Umfeld anstecken können.
Das System ist nicht effizient; ich war vor und bin nach meiner Erkrankung der Meinung, dass diese Situation für Familien, Schule und Wirtschaft schwerwiegende Folgen haben wird. Die erste Welle hat Gröden stark getroffen, und die zweite Welle hätte mit einer guten Vorbereitung des Sanitätsbetriebes besser verlaufen können.
Martina Goller, St. Ulrich
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