Leserbriefe

Ein paar Fragen an Landesrat Widmann und Sanitätsdirektor Zerzer

Aus ff 36 vom Donnerstag, den 09. September 2021

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Warum gibt man uns keine Gelegenheit, uns zu verteidigen, warum hat niemand mit uns das Gespräch gesucht? Das fragen sich Südtiroler Pflegekräfte, die sich nicht impfen lassen wollen.

Wir stellen hier einige Fragen und erwarten uns eine öffentliche Antwort von den Verantwortlichen der Sanitätspolitik und -verwaltung Südtirols. Die Fragen stellen wir vor allem deshalb, weil wir nie zu einem Gespräch eingeladen und gefragt wurden, warum wir uns nicht impfen lassen wollen.

Wir Ungeimpfte, die wir vor Kurzem noch beklatscht wurden, sind inzwischen anscheinend ein unerwünschter Teil des Sanitätspersonals und werden in einer nicht hinnehmbaren Art und Weise vom Dienst suspendiert.

Wir schicken voraus, dass wir vielfach schon lange, zum Teil mehr als 30 Jahre in Südtiroler Krankenhäusern Dienst geleistet haben, in den vergangenen Monaten gar einige von uns bei Covid-19-Patienten. Wir haben Überstunden geleistet und waren zu Sonderdiensten bereit. Jetzt – so scheint es – sind wir überflüssig und leicht entbehrlich.

Wir haben schon lange den Druck verspürt, dass wir uns mit einem der nur mit Notverordnung zugelassenen mRNA-Impfstoffe impfen lassen müssen. Wir wussten auch, dass wir bei einer Verweigerung der Impfung vom Dienst suspendiert würden.

Wie jetzt aber mit uns umgegangen wird, spottet jeder Beschreibung. Wir dürfen unseren Arbeitsplatz nicht mehr betreten, da wir als Gesunde und nicht Infizierte eine Gefahr für unsere geimpften Kolleg*innen und Patient*innen darstellen könnten. Die Stempelkarten wurden zum Teil schon vorab blockiert, auch wenn jemand im Urlaub war und noch nicht suspendiert worden war. Eine Verschiebung des Impftermins wurde nicht anerkannt, wenn jemand zum Beispiel auf Urlaub war. Ärztliche Zeugnisse wurden ignoriert.

Uns wurde alles genommen. Wir sind nicht mehr pensionsversichert, bekommen kein Gehalt, kein Arbeitslosengeld und dürfen auch nicht anderswo arbeiten. Man schreckt sogar vor Suspendierungen von Mitarbeiter*innen während der Elternzeit nicht zurück. Von den Entscheidungsträgern fragt sich niemand, wie es uns dabei geht und wie wir uns und unsere Familien ernähren sollen. Man ignoriert unsere Ausbildung, Titel, Professionalität und Erfahrung. Man hat uns sogar aus dem Berufsalbum gestrichen!

Auch auf folgende Fragen möchten wir eine Antwort:

Welche Kriterien werden bei der Suspendierung angewandt? Einigen wird der Resturlaub anerkannt, anderen nicht. Warum sind einige Mitarbeiter*innen seit Juni suspendiert, und andere arbeiten noch im Betrieb? Suspendierung auch der Ärzte? Sind nicht alle gleich gefährlich und ansteckend?

Warum gibt man uns keine Gelegenheit zur Verteidigung? Warum bekommen wir kein Recht auf das Testen (statt Impfen) wie in anderen Bereichen?

Was passiert mit uns, wenn die Gefahr der Pandemie vorüber ist? Haben wir ein Recht auf eine Wiedereinstellung? Werden die geleisteten Dienstjahre für die Karriere und für die Besoldung verrechnet? Kann die Zeit der Suspendierung später auf die Pensionsversicherung angerechnet werden? Haben wir keine erworbenen Rechte? Sind durch die Pandemie Arbeitsrechte, Grundrechte und Menschenrechte außer Kraft gesetzt worden?

Ist das der Dank nach all den Dienstjahren, die wir auf dem Buckel haben? Auf unseren Gefühlen wird herumgetrampelt. Das ist eine herzlose
Diktatur ohne Rücksicht auf Verluste.

Unsere zurückbleibenden Kolleg*innen müssen unter noch größerem Druck als bisher arbeiten.

Niemand weiß, wie es weitergeht. Ist diese Vorgangsweise nicht äußerst fahrlässig im sicher systemrelevanten Bereich der Sanität?

Einige ungeimpfte Mitarbeiter*innen
im Südtiroler Sanitätsbetrieb
(Die Namen sind der Redaktion bekannt)

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