Leserbriefe

Scheinheilig

Aus ff 06 vom Donnerstag, den 10. Februar 2022

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Wie Südtirols Kirche mit ihren Missbrauchsfällen umgeht und wie die Opfer bis heute leiden. Titel­geschichte in ff 5/22

Je mehr man über die ­Skandale der katholischen Kirche zu lesen bekommt, desto mehr verfestigt sich der Eindruck, dass sie in Wahrheit eine Institution mit mafiösen Zügen sei. Keine Mafia, denn bei der geht es auch um Mord und ähnlich schwere Verbrechen. Aber durchaus mit mafiösen Zügen. Denn was ist es denn anderes, wenn die Kirche ihre Mitbrüder zum ­Schweigen verpflichtet, wie bei der Omertà der Mafia?

Wer jetzt nicht versteht, dass diese katholische Kirche, wie wir sie bisher kannten, nicht zu retten ist, wird es auch nie verstehen. Sie hat mehr Schuld auf sich geladen, als der einfache Gläubige jeden Sonntag mit seinem Besuch im Gottesdienst ableisten kann. Mit der Inquisition, ihrem Verhalten im Dritten Reich, der Hilfe für Kriegsverbrecher nach 1945 und jetzt mit dem Missbrauch.

Und wenn ich dann noch lese, dass die Diözese Bozen-Brixen kein Geld für die Studie und Entschädi­gungen hat, falle ich ­komplett vom Glauben ab. Ich gebe da mal einen ­kleinen Tipp. Einfach ein paar Immobilien verkaufen. In der Süddeutschen Zeitung las ich neulich einen schönen Satz. Man kann auch Christ sein ohne Kirche. Wie wahr.

Carsten Schauerte, Jenesien

Abscheu und Fassungslosigkeit kann nur empfunden werden gegenüber ­kirchlichen Würdenträgern, die sich an Schutzbefohlenen ver­gangen haben. Und sprachlos stimmt auch das Mauern der Kirche, die sich mit Entschuldigungsfloskeln herauszureden versucht.

Statt Intransparenz gehört Licht ins Dunkel der Machenschaften, die Aus­forschung der Täter und deren kompromisslose Entfernung aus allen geistlichen Ämtern. Weiter zu versuchen, „die Sache“ auszusitzen, tut der Gerechtigkeit nicht Genüge und beschädigt die Kirche nachhaltig, mit der sich zu identifizieren immer schwieriger wird.

Thomas Malfertheiner, Bozen

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