Leserbriefe

Von Vielfalt und Einfalt in den Medien

Aus ff 08 vom Donnerstag, den 24. Februar 2022

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Hat die Athesia ein Medienmonopol? Michl Ebner, Präsident des Verlagshauses, hat uns folgende Stellungnahme zukommen lassen.

Wiederholt wurde über das angebliche Medienmonopol von Athesia berichtet. Laut Definition spricht man in der Regel von einem Monopol, „wenn der gesamte Markt von einem einzigen Anbieter bedient wird“.

1. In Südtirol gibt es zweifelsfrei eine Medienvielfalt, berichten doch über das lokale Geschehen außer den Athesia-Medien noch zwei Tageszeitungen und zwei Wochenzeitschriften, mehrere öffentlich-rechtliche Sender, ein Dutzend private Fernseh- und Radiostationen, eine stattliche Anzahl von Bezirks- und Gemeinde­blättern sowie ein halbes Dutzend Online-Portale und Soziale Medien.

Herr und Frau Südtiroler können täglich frei auswählen, woher sie ihre Informationen beziehen. Von Monopol kann keine Rede sein.

2. Aus dem breiten Informationsangebot greift eine politisch motivierte Kampagne jetzt bewusst nur die Tageszeitungen heraus. Ganz so, als ob Bürgerinnen und Bürger nur Zeitung lesen und sonst keine Medien nutzen würden.

3. Aber selbst, wenn das Kriterium der Informationsvielfalt – in unzulässiger Weise – nur für Tageszeitungen gelten würde: in Südtirol gibt es davon deren vier. Gleichwohl wird die Intervention des Staates gefordert. Der Vorstoß: Keine Tageszeitung in Südtirol darf die Hälfte der gesamten Druckauflage übertreffen.

4. Was bedeutet das und was wären die unmittelbaren Folgen?

Weil laut Minderheitenrecht zwischen Sprachgruppen unterschieden wird, ergäbe sich folgende Situation: die Druckauflage der zwei deutschen Tageszeitungen liegt bei rund 45.000 Exemplaren. Die Dolomiten müsste ihre tägliche Auflage um zirka 35.000 Zeitungen reduzieren, um nicht die Auflage der zweiten Tageszeitung zu übertreffen.

Gleiches gilt für den italienischsprachigen Markt. Die Druckauflage der zwei Zeitungen liegt bei etwa 15.000 Stück. Laut Vorstellung von PD-Senator Bressa müsste der Alto Adige 10.000 Exemplare vom Markt nehmen.

5. Diese Variante von Medienvielfalt würde dazu führen, dass es in Südtirol statt 60.000 Stück lokaler Tageszeitungen künftig höchstens 15.000 gibt. Bressas Vorschlag hätte somit zur Folge, dass sich das Angebot an lokalen Zeitungen um 75 Prozent reduzieren würde, während alle übrigen Medien, unabhängig von ihrer Auflage oder Reichweite, weiter aktiv sein dürften.

6. Für die zwei auflagenstarken Zeitungen würde dies freilich das Aus bedeuten. Sie würden wohl vom Markt verschwinden, und viele Arbeitsplätze wären damit mit einem Schlag vernichtet!

7. Bressa fordert weitere Zwangsmaßnahmen, weil Athesia seiner Ansicht nach 80 Prozent des lokalen Werbemarktes kontrollieren würde. Dabei hat die Europäische Union festgestellt, dass die Hälfte (!) des gesamten europäischen Werbemarktes bereits in der Hand digitaler US-Konzerne liegt.

Kann so ein Vorschlag „beklatscht“ werden? Wohl kaum. Was aber ist er dann? Wohl nichts anderes als der Versuch einer massiven politischen Einschüchterung.

Dr. Michl Ebner, Präsident der Athesia

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