Nachgefragt
Leserbriefe
„Weg vom Diesel“
Aus ff 21 vom Donnerstag, den 26. Mai 2022
Südtirols Wasserstoff-Offensive ist ins Stocken geraten. Interview in ff 19/22 mit dem Präsidenten des H2-Zentrums in Bozen
Vor dem „ruhm- und verlustreichen kostspieligen Wasserstofftraum“ vom Widmann wurde schon damals gewarnt. Der Lastentransport muss auf den langen Strecken zurück auf die Schiene verlagert werden und die Linienbusse können mittlerweile mit Batterien recht vernünftig betrieben werden.
Josef Fulterer, Kastelruth
Bei der Lektüre des Interviews mit Dieter Theiner kommt vor allem eines zum Vorschein: Südtirols Wasserstoffoffensive ist gekennzeichnet von fehlender Strategie. Da bestellt man zwölf teure Wasserstoffbusse, um im Nachhinein festzustellen, dass es scheinbar nicht möglich ist, diese an der Tankstelle am Produktionszentrum zu betanken. Solche Überlegungen sollte man vor der Bestellung anstellen, bevor man viele Millionen Euro für zwölf Busse hinlegt.
Aus dem vorherigen Programm „CHIC“ hätte man erkennen können, dass die Kapazität des Produktionszentrums nicht ausreicht. Da musste dann noch eine neue Tankstelle her, angeblich weil die Technik dort die Betankung der neuen Busse nicht zulässt und der Umweg zu lange ist. Letzterer ist bei Weitem nicht so groß, und ich glaube durch Anpassung der Betankungstechnik wäre es sicher möglich gewesen, an der Tankstelle am IIT weiterhin zu tanken. Stattdessen karrt man bedenklichen „blauen Wasserstoff“ aus Monza heran. Zudem kann man dem Interview entnehmen, dass das Produktionszentrum in Zukunft selber keinen Wasserstoff mehr herstellen will. Wozu braucht es diese Struktur dann noch? Da war wohl von vornherein die falsche Strategie am Werk.
Im flachen Norddeutschland ist die Wasserstofftechnologie sicher eine Möglichkeit, ein Überangebot von Energie in Form von Wasserstoff zu speichern. In der gebirgigen Alpenregion lässt sich jedoch diese überschüssige Energie durch Wasserkraft am billigsten und besten mittels Speicherung von Wasser in Staubecken und Pumpspeicherkraftwerken speichern. Die Tiwag in Nordtirol macht es mit dem Bau von Pumpspeicherkraftwerken vor. Dieter Theiner dürfte das nicht verborgen geblieben sein.
Zudem kann durch intelligente Ladetechnik und durch die Zunahme der batteriebetriebenen Pkws einiges an elektrischer Energie direkt gespeichert werden, ohne den teuren und verlustreichen Weg über Wasserstoff zu gehen.
Die Wasserstofftechnologie bietet viele Möglichkeiten der Anwendung im strukturellen Wandel.
Ich denke, es ist höchst an der Zeit, dass Südtirols Wasserstoffstrategie auf breiterer Basis neu diskutiert wird. Es gibt genug Fachleute im Land, die sehr viel davon verstehen, aber bewusst nicht angehört werden.
Erwin Mayr, Toblach
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