Leserbriefe

Die Macht der Äpfel

Aus ff 45 vom Donnerstag, den 10. November 2022

Macht Platz für innovative Unternehmen! Was sagt uns der Fall Alpitronic? Leit­artikel von Georg Mair in ff 43/22

Ich gebe Georg Mair in seiner Analyse grundsätzlich recht, schlussfolgere im Fall Industriezone Siebeneich aber was anderes. Südtirol braucht innovative Industrie und Alpitronic ist zweifellos innovativ. Daher bräuchte es innovative Raumordnungskonzepte, um die Ansiedlung von Industriebetrieben vorausblickend zu planen.
Wie sollte das ablaufen?

Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile würde die raumplanerisch am besten geeignete Fläche ausgewiesen, sollte sie sich (zu meinem großen Bedauern) auf der grünen Wiese befinden, folgen Enteignung, Projektierung, Baukonzession und Baubeginn. Halt, stopp! So funktioniert es aber nicht, spätestens zu diesem Zeitpunkt kommt „Die Macht der Äpfel“ ins Spiel.

Enteignungen von am besten geeigneten Flächen finden nicht statt, weil das Eigentum heilig ist und weil der Bauern­bund sein ganzes Gewicht für den betroffenen Landwirt in die Waagschale wirft.

Daher wird die Flächensuche auf den Kopf gestellt: Potentielle Käufer suchen zumeist über Makler verkaufswillige Grundeigentümer, haben sich Käufer und Verkäufer gefunden, werden Bürgermeister und Landeshauptmann informiert. Der Deal steht in seinen Grundzügen!

Anschließend müssen dann die Landesämter Purzelbäume schlagen, um die wirtschaftlich-politisch ausgewählte Fläche zu legitimieren. Das alles ist nicht Raumplanung, sondern im besten Fall „Raummakeln“. Vor allem gegen diese „un­planerische“ Vorgangsweise dürften sich die betroffenen Menschen in Terlan zur Wehr setzen, zu Recht wie ich meine.

Hanspeter Staffler, Landtags­abgeordneter der Grünen, Bozen

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