Leserbriefe

Ladin Standard

Aus ff 02 vom Donnerstag, den 12. Januar 2023

Eine einheitliche ladinische Schriftsprache? Leserbrief von Lois Trebo in ­ff 46/22; Entgegnung von Edmund Dellago in ff 50/22

Stellt die Einführung einer einheitlichen Schrift­sprache eine Gefahr für die ­ladinischen Idiome dar, wie Edmund Dellago ­behauptet, oder ist eher das Fehlen einer solchen standardisierten Sprache ein Hindernis für die Entfaltung und letztendlich für das Fortbestehen der ladinischen Sprache und Kultur, wie die meisten auf diesem Gebiet renommierten Sprachwissenschaftler meinen?

Herr Dellago fürchtet, dass die Einführung einer gemeinsamen Schrift­sprache die Existenz der Idiome gefährde; dabei verweist er auf die schlechte Erfahrung, die Graubünden mit dem „Rumantsch Grischun“ in den Schulen gemacht habe. Überlegt werden sollte allerdings, ob nicht organisatorische und sprachpädagogische Mängel zum Misserfolg in den dortigen Schulen geführt haben. Nichtsdestotrotz wird heute auf Kanton- und Bundesebene in der Schweiz ausschließlich die räto­romanische Schriftsprache verwendet, ein Beweis dafür, dass die Einheitssprache eine praktikable Lösung für zersplitterte Sprachgruppen ist.

Nie wurde für den ladinischen Sprachraum die Einführung der Einheits­sprache in den Schulen verlangt, wohl aber deren freie Verwendung in der öffentlichen Verwaltung. Die nötige ­Kompetenz könnte problemlos, sei es auf der Universität, sei es durch gezielte Sprachkurse, erworben werden;

Dies würde weder zu der von Herrn Dellago befürchteten «Doppeldiglossie» in Gröden (oder anderswo) noch zum Verlust der grödnerischen Identität führen. Auch wenn Gesetze und Verwaltungsakte des Landes und der Region in „Ladin Standard“ verfasst würden, könnte Herr Dellago unverändert Grödnerisch reden und schreiben und sich als Grödner identifizieren.

Erwin Valentini, Badia/München

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