Leserbriefe

Wie man die Dunkelheit besiegt

Aus ff 02 vom Donnerstag, den 12. Januar 2023

Zitat Leserbrief
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ff 51-52/22 über die Volkskrankheit Depression und das Buch von Psychiatrie­primar Roger Pycha

Prinzipiell begrüße ich sehr, dass Sie sich für die Auf­klärung und Enttabuisierung der Krankheit Depression engagieren. Leider aber er­­weisen Sie den Betroffenen einen Bärendienst, wenn Sie im Vorspann zum Artikel schreiben, dass „früh auf­stehen, lächeln, laufen“ gegen Depression hilft. Sicher stimmt das zum Teil, gerade bei depressiven Verstimmungen oder depressiven Episoden kann das helfen. Aber chronisch ­depressiven Menschen kann man damit nicht (mehr) helfen. Mit diesem Statement aber verschlimmert der Artikel die Situation für die Betroffenen. Mehrere Freunde von mir leiden – zusätzlich zur Depression – darunter, dass Vorgesetzte und ­Kolleg:innen „gut gemeinte“ Ratschläge parat haben wie: „Du musst nur mehr Sport machen, dann geht das schon ­wieder!“ Die Krankheit wird so verharmlost und vor allem wird die Verantwortung auf Betroffene übertragen. Wie hilfreich es ist, einem depressiven Menschen zu sagen, er sei selber Schuld und müsse sich nur „a bissl zammreißn“, kann man sich leicht denken. Das Gegenteil von „gut“ ist „gut gemeint“ – das gilt für die genannten Ratschläge, aber leider auch für Ihren Artikel.

Lorenz Gilli, Meran

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