Leserbriefe

Sie taten es nicht

Aus ff 16 vom Donnerstag, den 20. April 2023

Das Attentat in der Via Rasella. Kolumne von ­Florian Kronbichler in ff 14/23; Leserbrief von Otto Mahlknecht in ff 15/23

Otto Mahlknecht hat in­­sofern recht, als die 1944 in der Via Rasella ums Leben gekommenen Südtiroler nicht die SS-Uniform, sondern jene der Ordnungspolizei trugen. Ansonsten bedient er freilich nur altbekannte Legenden.

Die Überlebenden des Polizeiregiments Bozen selbst wurden nicht gefragt, ob sie an der Erschießung der Geiseln in den Fosse Ardeatine teilnehmen wollten oder nicht, sondern ihr Hauptmann hat dies abgelehnt. Wann im Krieg hätte der einfache Soldat jemals diese freie Wahl gehabt? Angehörige der Ordnungspolizei wurden im besetzten Italien immer wieder bei Razzien gegen die Zivilbevölkerung, auch an der Front und vor allem bei der Partisanenbekämpfung eingesetzt. Sie waren also ganz reguläre Soldaten.

Das Attentat in der Via Rasella war eine Kriegshandlung des italienischen Widerstandes als militärische Formation der im Comitato di Liberazione Nazionale organisierten antifaschistischen Parteien, die im ­übrigen auch von den Alliierten als die legale Regierung Italiens anerkannt und unterstützt wurde.

Wer als Uniformträger im Krieg, noch dazu als Angehöriger eines Besatzungsregimes, sein Leben verliert, wird erschossen oder getötet, aber sicherlich nicht „ermordet“.

Wurden etwa 1809 die bairischen beziehungsweise französischen Soldaten von den Aufständischen Andreas Hofers „ermordet“, Herr Mahlknecht? Sprache kann verräterisch sein.

Leopold Steurer, Meran

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