Leserbriefe

Ein Drama

Aus ff 25 vom Donnerstag, den 22. Juni 2023

 

Wie es in der Pflege in Südtirol läuft und was Pfleger und alte Menschen mitmachen

Ich bin im Brotberuf Sozial­betreuer und Pflegehelfer mit Zusatzausbildung in Gesundheitsversorgung und arbeite im Sozial- und Gesundheitsbereich. Da weiß ich aus persönlicher Erfahrung und höre es auch von anderen, was mit den zu Pflegenden passiert, wenn der Pfleger oder die Pflegerin kein Deutsch spricht.

Da spielen sich Dramen ab, für den zu Pflegenden, angefangen bei der ­falschen ­Medikation bis zum Umstand, den zu Pflegenden nicht trockenlegen zu können, weil man sich nicht verständigen kann.

Ich höre Sachen in Südtirol, da denkt man sich, wenn man beim Hauspflege­dienst aus dem Haus oder in den Einrichtungen aus dem ­Zimmer geht, da will man eigentlich gar nicht gehen und den zu Pflegenden alleine zurücklassen, weil der grund­unglücklich ist und wirklich etwas mitmacht. Das passiert aber nicht, weil die Pflegekraft das nicht machen will, sondern weil sie sich nicht verständigen kann. Deutsch zu sprechen ist eine Grundvoraussetzung, um in Südtirol eine ordentliche Pflege zu Hause oder in den Einrichtungen sicherzustellen.

Aus meiner Sicht ist das Zukunftsmodell die häus­liche Pflege. Denken wir das mal durch, was wäre, gäbe es die häusliche Pflege nicht. Denn der Großteil unserer zu pflegenden Angehörigen wird zu Hause gepflegt, und wenn dies die Angehörigen nicht mehr machen können oder vielleicht auch nicht machen dürfen, dann wird es problematisch.

Was ist jetzt zu tun, speziell in der häuslichen Pflege und für die pflegenden Ange­hörigen? Ihnen muss man endlich Wertschätzung entgegenbringen. Ich sag’s ganz ehrlich: Ich habe die Nase voll, wenn man immer hört, die pflegenden Angehörigen sind so wichtig, aber die pflegenden Angehörigen sind Bittsteller, sie sind aber diejenigen, die 24 Stunden, sieben Tage die Woche das ganze Jahr ihre Angehörigen pflegen. Dies ist gut und wichtig, aber wir müssen sie endlich wertschätzen, und wenn das nicht passiert, bekommen wir in Zukunft ein noch viel massiveres Problem.

Thomas Franz, Bruneck

Leserkommentare

Kommentieren

Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.