Leserbriefe

Vor dem Kollaps

Aus ff 30 vom Donnerstag, den 27. Juli 2023

 

Das Gesundheitswesen ist drauf und dran, kaputtzugehen. Leitartikel von Alexandra Aschbacherin ff 28/2023

Den Argumenten im Leit­artikel würde ein Großteil der einheimischen Bevölkerung zustimmen, davon bin ich überzeugt. Wie viel ist über den Gesundheitsbetrieb in der Vergangenheit ­berichtet worden, wie oft wird in privaten Gesprächen über die Sanität gesprochen, warum wenden sich immer mehr Patienten an Privatärzte? Als uns im Jahr 2013 die Unterschiede der Behandlung zwischen dem Krankenhaus Bozen und der Uni-Klinik in Innsbruck vor Augen geführt wurden, habe ich alles unternommen, um Anregungen für eine Verbesserung zu geben. Damals hätte man es für unmöglich gehalten, dass sich die Situation noch deutlich verschärfen würde. Die passende Frage „Und was sagen dazu die Verantwortlichen?“ wurde gestellt. Bei der zitierten Aussage „es liegt nicht an den Arbeitsbedingungen“ kommt einem die sogenannte „omertà“ in den Sinn. Es ist eine Tat­sache, dass in Südtirol generell Dinge schöngeredet werden, dass Kritiken „unangebracht“ sind, dass Mitarbeitenden „lautes Denken“ untersagt ist und dass folglich nur Außenstehende die Möglichkeit haben, sich in die Debatte einzumischen, mit dem Risiko, sich auf Glatteis zu begeben. Man kann aber gerade darin die Ursache ausmachen, dass Probleme unter den Tisch gekehrt werden, dass Initiativen für Verbesserungen im Keim erstickt werden. Ich habe damals Äußerungen vonseiten der Verantwortlichen als Wink mit dem Zaunpfahl empfinden müssen, allerdings habe ich mich nicht ein­schüchtern lassen, denn schließlich kann und soll jede(r) etwas zum Wohl der Menschen beitragen.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde vor einiger Zeit von einem Politiker einer Oppositionspartei erwähnt, dass pro Kopf in Südtirol zirka 3.000 Euro für den Gesundheitsdienst ausgegeben werden. Stellt sich sonach nicht die Frage, ob dieses System noch auf diese Weise weitergeführt werden soll? Viele sehen sich mittlerweile ohnehin gezwungen, Behandlungen von Privatärzten durchführen zu lassen. Dann jedoch sind die Ausgaben von Steuergeld in einen teilweise maroden Gesundheitsbetrieb nicht mehr berechtigt. Übrigens, ist es tatsächlich möglich, dass Ärzte auch außerhalb ihrer Arbeitszeiten die öffentlichen Strukturen nutzen dürfen? Angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen sollten sich die Politikerinnen und Politiker schon jetzt Gedanken machen und Vorschläge präsentieren, wie es künftig weitergehen soll.

Alfred Sebastian Moser,
Sand in Taufers

Leserkommentare

Kommentieren

Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.