Leserbriefe

Sie hilft und macht Angst

Aus ff 32 vom Donnerstag, den 10. August 2023

ff 31/2023 über die Vor- und Nachteile von Gentechnik in der Landwirtschaft

Wenn man schon den Lobbyismus des Südtiroler Bauernbundes thematisiert, sollte man vielleicht auch den Lobbyismus auf EU-Ebene in den Fokus rücken, denn riesige Agrarkonzerne wie Monsanto, die schon seit Jahren dank EU-Lobbyarbeit ihr stark umstrittenes Glyphosat auf unserem Acker verteilen, sind auch eine große Antriebskraft der Crispr/Cas9-Technologie. Und deren Methoden sind alles andere als vertrauenerweckend.

Dass die italienische Gesellschaft für Gentechnik nun plant, für Crispr-Saatgut eine harmloser klingende Bezeichnung zu nutzen, scheint mir ein besonders cleverer PR-Schachzug zu sein, um dem von der Bevölkerung negativ behafteten Begriff „Gentechnik“ vollständig aus dem Weg zu gehen. So hat man es auch schon bei den nicht weniger umstrittenen CMS-Hybriden gemacht, deren Herstellung auch in einigen Kreisen als „gentechniknah“ angesehen wird, aber nach EU-Freisetzungsrichtlinie nicht unter Gentechnik fällt. Damit komme ich auch zu Hannes Schuler, der diese Ausnahmen bei der Deklarierung schon aufgreift. Schuler nutzt dies als Argument, um es bei Crispr genauso handzuhaben. Dies halte ich für fadenscheinig! Man kann auch nicht sagen, dass man Cola mehr Zucker zusetzen sollte, nur weil vorher ja auch schon Zucker drin war. Als Ergänzung zum ff-Artikel empfehle ich die Beiträge des EU-Parlamentariers Martin Häusling und von Christoph Then von „Test Biotech“, um ein ganzheitlicheres Bild zu dem Thema zu gewinnen. Denn die meisten Gegenargumente basieren sicher nicht auf „kosmischen Kräften“, wie Herr Höllrigl spöttisch in den Raum stellte, sondern weisen unter anderem auch darauf hin, was bei der alten Gentechnik schon schiefgelaufen ist, die uns vor über dreißig Jahren als Wundermittel verkauft wurde und an die menschliche Hybris erinnerte. Von daher nehme ich mir das zu Herzen, was meine Eltern mir schon immer gesagt haben: „Mit dem Essen spielt man nicht!“

Christian Chorina, Jenesien

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