Leserbriefe

Löhne rauf

Aus ff 43 vom Donnerstag, den 26. Oktober 2023

 

Unternehmen machen fette Gewinne, Arbeitnehmer leiden an der Inflation. Leitartikel in ff 41/23

Der Leitartikel von Karl Hinterwaldner hat ein großes Manko, und zwar die einseitige und zu einfache Betrachtung. Wie gern würden sich (alle) Südtiroler UnternehmerInnen leisten, Ihren MitarbeiterInnen Lohnerhöhungen zu gewähren, um Inflationssprüngen und Teuerungen unmittelbar gerecht zu werden.

Angemessene Löhne sind der erste Indikator für Zufriedenheit am Arbeitsplatz und wir wissen, dass glückliche und gute MitarbeiterInnen das größte Kapital einer Unternehmung darstellen.

Wie wir aber auch wissen, ist das mit der Anpassung der Löhne in den allermeisten Unternehmen – mit ganz wenigen Ausnahmen – nicht so einfach, wie sich das Herr Hinterwaldner vorstellt. Vor allem in personalintensiven Betrieben lässt eine kollektive Lohnaufbesserung auch nur in geringer Höhe selbst großzügige Gewinne sofort wegschmelzen.

Gewinne werden nicht nur verwendet – wie allgemein angenommen und durch Leitartikel wie diese befeuert –, die persönlichen Kassen der UnternehmerInnen zu füllen, sondern in erster Linie, um Investitionen zu tätigen, die den Fortbestand des Betriebes als sicherer Arbeitgeber und Steuerzahler gewährleisten.

Die Betrachtung ist weiter­hin einseitig, da Herr Hinterwaldner sich nur auf die Top 300 bezieht (von denen im Übrigen auch nicht alle ­profitabel ­arbeiten), und den Rest der vielen ­Tausend ­großen, mittleren und ­kleinen Unternehmen ­unberücksichtigt lässt.

Das einzige probate Mittel für leistbare flächendeckende Lohnerhöhungen bleibt ein Mehr vom Brutto im Sinne von Einkommensteuer­senkungen und einer damit einhergehenden gerechteren und sinnvolleren Verwendung des zur Verfügung stehenden Steueraufkommens. Das haben Südtirols Unternehmerinnen und Unternehmer aber leider nicht in der Hand.

Judith Niederwieser, Mühlen in Taufers

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