Leserbriefe

Zu viel ist zu viel

Aus ff 25 vom Donnerstag, den 20. Juni 2024

 

Bis wann nutzt der ­Tourismus, ab wann ­schadet er dem Land?

Die Sommersaison naht, es schaut so aus, als würde Südtirol in nächster Zeit von noch mehr Touristen überflutet. Den meisten Bürgern wird es unerträglich, man spricht von Overtourismus. Die Touristiker sprechen von Overvisiting und sehen naturgemäß immer noch Luft nach oben, fangen aber selber an daran zu zweifeln.

Wann ist zu viel zu viel? In der Ökonomie gibt es den Begriff des Grenznutzens, auch das erste Gesetz nach Hermann Heinrich Gossen oder das Sättigungsgesetz genannt: „Die Größe eines und desselben Nutzens nimmt, wenn wir mit der Bereitung des Nutzens ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt.“

Umgemünzt auf den Tourismus in Südtirol kann man also sagen: Der Grenz­nutzen dieser Sparte in unserer kleinen Volkswirtschaft erzeugt keinen zusätzlichen Nutzen für die Bevölkerung mehr, auch wenn wir noch so viel investieren. Im Gegenteil, so fühlen es auch viele im Lande, der Tourismus schadet dem Land mehr, als er uns an Nutzen bringt.

In den Nachkriegsjahren war der Nutzen groß. Kleine Investitionen erzeugten großen Nutzen. Abwanderung konnte verhindert werden. Jetzt aber wird mehr Schaden angerichtet als Nutzen erreicht: Raubbau an unserer Natur, Verdrängung der Einheimischen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, hohe Kosten bei der Infrastruktur, Sanität und Verwaltung. Was nun?

Wir haben in Südtirol von öffentlicher Hand finanziell gut ausgestattete Forschungseinrichtungen, ich nenne Eurac oder Tourismus-Uni in Bruneck. Von Lobbys unabhängig könnten sie den sozialen Grenznutzen berechnen und Zahlen nennen.

Erwin Mayr, Toblach

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