Carola Kurz ist (Ecosocial) Designerin, ursprünglich aus Berchtesgaden – lebt in Bozen. Seit einem Jahr setzt sie sich als Geschäftsleiterin der Allianz der Kultur – einem Zusammenschluss Südtirols größter Player im Kulturbereich – für mehr Zusammenarbeit und Austausch in Südtirol ein. Privat ist sie im Kollektiv Ultra Alto tätig.
Leserbriefe
Zu viel ist zu viel
Aus ff 29 vom Donnerstag, den 18. Juli 2024
Leserbrief von Erwin Mayr in ff 25/24 und die Antwort von HGV-Direktor Raffael Mooswalder in ff 27/24
Direktor Mooswalder kontert auf meinen Leserbrief zum Thema Tourismus und den Hinweis auf den Grenznutzen als einen Ausdruck von persönlichen Abneigungen. Es kann sein, dass man als Bürger, der in einer Gemeinde lebt, die mittlerweile ein Hotspot geworden ist, besonders empfindlich reagiert. Auch medial. Dieses Recht lasse ich mir nicht nehmen.
Er verweist auf Fakten, die das Thema entemotionalisieren sollen. Aber wo sind die Fakten und wer liefert sie? Ein Beispiel: Informationen zur Mobilität, die ich beim Amt für Mobilität angefragt habe, erhielt ich nicht – trotz Transparenzbestimmungen. Als Steuerzahler darf erlaubt sein nachzufragen, wie viele Fahrten unsere Touristen mit unseren Bussen mit der Gästekarte machen. Was sind die effektiven Kosten und was bringen sie? Der Versuch eine Berechnung anzustellen, was es uns bringt, wenn Touristen mit 0,6 Euro pro Tag unbegrenzt in unserer Provinz herumfahren können, während wir die vollen Tarife bezahlen müssen, war mir nicht möglich. Wie viel müssen wir, um diese ungerechte Maßnahme zu befriedigen, zusätzlich investieren? Tatsache ist, dass die Mobilität zu über 75 Prozent und die diesbezügliche Infrastruktur zu 100 Prozent mit den Steuergeldern der Südtiroler bezahlt wird. Also auch von denen, die nicht vom Tourismus leben.
Fakt ist, dass leistbares Wohnen beinahe unmöglich geworden ist. Obwohl jede Menge Wohnraum vorhanden ist. Dieser wird etwa über Airbnb weit lukrativer vermarktet. Dass junge, gut ausgebildete Fachkräfte wegen unattraktiv gewordener Rahmenbedingungen und mangelnder Möglichkeit eine Wohnung zu finden unser Land verlassen, kann man wohl als Schaden an der Gesellschaft bezeichnen. Beispiele könnte man jede Menge anführen.
Wenn Direktor Mooswalder glaubt, ich wäre der Einzige, der die aktuelle Situation infrage stellt, so irrt er. Neben einer schweigenden Mehrheit tauchen immer mehr Signale in den Medien auf und der Unmut ist groß. Wenn unter anderem ein ausländischer Reisejournalist namens Sebastian Poliwoda Südtirol als „geschundenes Land“ bezeichnet, müsste das zu denken geben. Politik und Verbände wären gut beraten, die Signale aus der Bevölkerung ernst zu nehmen und dementsprechend zu handeln anstatt sie abzukanzeln.
Erwin Mayr, Toblach
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