Leserbriefe

Brauchen wir das?

Aus ff 30 vom Donnerstag, den 25. Juli 2024

Gröden wird in sieben Jahren eine Ski-WM austragen. Die einen sind laut ff 24/24 entsetzt, die anderen begeistert

Die Bilder, die am 4. Juni 2024 aus Reykjavik kamen, haben mich schockiert: Unser Landeshauptmann Kompatscher und seine Komplizen feiern und umarmen sich. Sie haben gewonnen, während wir alle verloren haben! Mir fehlen die Worte.

Angesichts der Vergabe der Ski-WM 2031 an unser Tal sind wir die Verlierer. Unter dem Motto „wir sind stolz es allen zu beweisen“ setzen wir unser Gesicht aufs Spiel. Künftige Generationen werden uns als heuchlerische und gierige Wesen betrachten, denen jeglicher Sinn für soziale Gleichheit und Respekt gegenüber anderen fehlt. Mit gutem Grund: Ich habe den Eindruck, dass jede einzelne Entscheidung der Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen einzig und allein den Profit und die eigene Bequemlichkeit zum Ziel hat. Man sagt uns, dass die Skiweltmeisterschaft 2031 ein Gewinn für uns sei – „es zohlt sich jo aus!“ –, aber in welchem Sinne?

„Es zohlt sich jo aus“, wenn wir noch mehr Skifahrer auf den Pisten haben? Noch mehr Verkehr auf unseren Straßen? Noch mehr Tagestouristen, die die Dolomitenpässe befahren oder mit Seilbahn und Flip-Flops unsere schönen Gipfel kurz „abklappern“, um einen GPS-gesteuerten Foto-Hotspot zu erreichen, ohne Bewusstsein für unsere Natur und Kultur?

„Es zohlt sich jo aus“, dass junge Einheimische, die sich keinen Wohnraum mehr leisten können, mit hochwertigen Spekulanten in Konkurrenz gestellt werden, die bereit sind Millionen für einen Zweitwohnsitz in Gröden zu bezahlen?

„Es zohlt sich jo aus“, die Tourismusabgabe weiterhin in Marketing und Werbung zu investieren, um noch mehr Menschen in die Hotspots zu locken, anstatt in das Gemeinwohl und die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung zu investieren?

„Es zohlt sich jo aus“, unser Wasser als „rein und klar“ zu verkaufen, wohl -wissend, dass unsere Quellen in den Plans de Cunfin in Zukunft in einem Gebiet fließen werden, das Opfer der Spekulation geworden sein wird, durchzogen von Skiliften und zementiert mit Reservoirs für -Wasser, das zur künstlichen Beschneiung unserer Wiesen -benötigt wird?

Ich appelliere an das -Gewissen derjenigen, die im Namen der Gemeinschaft Entscheidungen treffen und dabei nur ihre persönlichen Interessen im Auge haben: Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen!

Alexander Prinoth, Touristiker, St. Ulrich

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