Leserbriefe

Anlass zur Besorgnis

Aus ff 02 vom Donnerstag, den 09. Januar 2025

Der Rechtsextremismus in Europa und was ihn kennzeichnet

Der Rechtsextremismus in politischen Institutionen auf europäischer Ebene, in Parlamenten von Staaten und an Orten regionaler Volksvertretungen war im Jahr 2024 eines der beherrschenden Themen. Anlässe zur Besorgnis gab es tatsächlich: Politische Kräfte, die am rechten Rand des politischen Spektrums angesiedelt sind, haben teilweise auf bedenkliche Weise an Terrain gewonnen. Vielleicht ist es aufgefallen, wer beziehungsweise wie diese Leute ticken und sind, wie ihre Weltsicht und die Sicht auf das aussieht, was anders ist als sie.

Einen Hinweis könnte die Nationalhymne der Region Galiza (Galicien) im äußersten Nordwesten der Iberischen Halbinsel liefern, wo das Galego, eine dem Portugiesischen eng verwandte Sprache, gesprochen wird, ein Text, der vom Dichter Eduardo Pondal (1835–1917) aus A Coruña stammt. In der dritten Strophe heißt es: „Die Guten und Weitherzigen verstehen unsere Stimme, doch nur die Unwissenden, die Verletzten und Hartherzigen, die Dummen und die Menschen dunklen Wesens verstehen uns nicht, nein.“ Wenn auch nicht in unserem gesellschaftlichen Kontext entstanden, zeichnete Eduardo Pondal ein treffendes Bild jener, die staatsnationalistischen Konzepten verfallen sind: Leute, die in allen, die nicht mit ihrem eigenen eng begrenzten Horizont übereinstimmen, Feinde sehen. Was heißt: Das Problem sind nicht die anderen, die man wie eine lebensbedrohliche Gefahr bekämpfen, abschieben, beseitigen, vernichten möchte. Angst und Unsicherheit und Ungefestigtheit sind jene Kräfte, die diese Leute bestimmen, die sich zwar stark geben, jedoch angesichts Fremder und Fremdem schwach werden wie kleine hilflose Kinder. Außerdem Leute, die über andere nur schimpfen können. Wer immer und allzeit schimpft, ist denkbar unglücklich.

Georg Lezuo, Bozen

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