Leserbriefe

Zwei Fußballfelder pro Woche

Aus ff 08 vom Donnerstag, den 20. Februar 2025

ff 3/25: Südtirol versiegelt jährlich 70 Hektar Boden, ganz vorne mit dabei sind Vahrn und Franzensfeste

Im Artikel werden Vahrn (+31 Prozent oder +61 Hektar) und Franzensfeste (+30 Prozent oder +32 Hektar) als die Gemeinden mit dem höchsten Zuwachs von Bodenverbrauch zwischen 2006 und 2023 genannt. Diese Darstellung erfordert jedoch eine differenziertere Betrachtung, die den Kontext der Daten berücksichtigt. Beim Bodenverbrauch wird zwischen dauerhaftem und reversiblem Bodenverbrauch unterschieden. Letzterer bezeichnet die vorübergehende Nutzung von Boden, bei der der ursprüngliche Zustand nach Ende der Nutzung teilweise oder vollständig wiederhergestellt werden kann.

Die Gemeinde Vahrn ist aktuell nicht nur die Gemeinde mit den meisten Großbaustellen im Land, sondern auch erheblich durch diese belastet. Besonders der Bau des Brennerbasistunnels (BBT), der seit Jahren große Flächen in Anspruch nimmt, stellt eine bedeutende Herausforderung dar. Für diese Baustelle sowie der dazugehörigen Deponieflächen wurden beispielsweise rund 23 ha Kulturgrund vom größten Hof des Ortes enteignet (wie auch von Ihrem Magazin berichtet wurde). Zudem laufen die Arbeiten für den Bau der Zulaufstrecke zum BBT und der Riggertalschleife. Beide Baustellen besetzen im Norden von Vahrn große Flächen, zusätzlich zu den Trassen, die teils oberirdisch und zum Großteil unterirdisch durch unser Dorf verlaufen. Hinzu kommt die Großbaustelle der Umfahrung Vahrn, die kurz vor der Fertigstellung steht. Darüber hinaus erfolgt in Vahrn seit Jahrzehnten der Abbau von Schotter, wobei auch aktuell mehrere Gruben großen Ausmaßes in Betrieb sind.

Die Gemeinde Franzensfeste steht vor ähnlichen Herausforderungen. Ein großer Teil des bewohnten Gebiets und der unmittelbaren Umgebung wird von Baustellen für den BBT und die Zulaufstrecke in Anspruch genommen. Diese umfassen neben Materiallagerflächen auch Containerdörfer, die sowohl der Verwaltung als auch der Unterbringung der Bauarbeiter dienen.

Besonders irritierend empfanden wir – und mir persönlich ist es besonders sauer aufgestoßen – die in Ihrem Artikel hervorgehobene Formulierung „inte-ressant“, die meine Aussage als Präsident der Plattform Land aus dem Oktober 2023 wie folgt zitiert: „Die Flächen in Südtirol sind begrenzt. Daher ist es notwendig, damit intelligent und sparsam umzugehen.“ Diese Darstellung erweckt den Eindruck, ich würde „Wasser predigen und Wein trinken“, was die Realität vollkommen verzerrt. Auch als Bürgermeister hat man bei derartig großen Bauprojekten im öffentlichen Interesse nur sehr begrenzte Einflussmöglichkeiten und Handlungsspielräume, um den Flächenverbrauch zu reduzieren.

Andreas Schatzer, Bürgermeister Vahrn, Thomas Klapfer, Bürgermeister Franzensfeste

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