Leserbriefe

Nicht jeder Rekord ist ein Glück

Aus ff 12 vom Donnerstag, den 20. März 2025

 

Segen und Fluch des Tourismus: Leitartikel von Karl Hinterwaldner in ff 11/25

Der Leitartikel befasst sich kritisch, aber ausgewogen mit den Herausforderungen des Tourismus. Da kann man jeden Satz unterschreiben. Es gibt hier viele Problem­felder: Man schaue sich beispielsweise an, wie sich viele unserer Dörfer gerade wegen des Fremdenverkehrs in den letzten Jahrzehnten ver­ändert haben; ­manche Orte sind nicht mehr wiederzuer­kennen, haben ihr ­historisches Gesicht verloren.

Kaum jemand im Land hat etwas gegen einen maßvollen Tourismus, aber wenn’s zu viel wird, muss die Notbremse gezogen werden; als solche war der sogenannte Bettenstopp gedacht. Er hat sich als schlechter Witz erwiesen. Es werden munter Bettenburgen und ganze Hoteldörfer in die schönste Natur- und Kulturlandschaft geklotzt.

Wer glaubt, dass das jemals aufhört, der wird wohl selig werden. Die Lobby sorgt für Schlupflöcher in den ­Gesetzen. HGV-Präsident Manfred Pinzger empfahl einmal als Gegenstück zu den Hotspots den Vinschger Höhenweg; dort würden einem garantiert nicht mehr als fünf ­Menschen am Tag begegnen. Das kann schon sein, aber wenn ich die Dolomiten liebe, bleiben mir zwei Möglichkeiten: Entweder ich bin bereit, auf dem Weg zur Plattkofelhütte in einer Prozession zu gehen, oder ich als Einheimischer muss halt verzichten.

Der Hoteliers- und Gastwirte­verband vertritt kompetent die Interessen des Gastgewerbes. Das ist legitim, aber seine Führungsspitze soll endlich aufhören, die Auswüchse des Übertourismus kleinzureden und stattdessen konkrete Vorschläge zu­­gunsten eines verträglicheren Fremdenverkehrs aufzeigen. Angesichts der Folgen des Massentourismus erwartet die Bevölkerung von der Tourismusbranche die Einsicht: Ja, es reicht. Südtirol gehört nicht den Tourismustreibenden, ­sondern uns allen!

Peter Mitterhofer, Obermais

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