Leserbriefe

Neben der Mitte

Der Rechtsschwenk der SVP: Leitartikel in ff 13/25

Die SVP hat einen Rechtsruck vollzogen. Es kann verwundern, wenn dies in der Gesellschaft Überraschung hervorruft.

In den 1970er-Jahren wollte die SVP die Democrazia Cristiana rechts überholen. Es gab damals drei Herren, die über das ideologische Denken, über das, was Kunst und Kultur zu sein hatte, autoritär entschieden, Magnago, Zelger und Rampold. Es gab im Lande eine Partei und, ähnlich der sowjetischen­ ­Prawda, eine Zeitung, über die Kritiker fertig gemacht wurden.

In den 1980er-Jahren wurde von öffentlicher Hand ein Buch finanziert, in dem Hitler als Mann guten Willens gesehen wurde. Die Reaktion und Rechtfertigung über die Monopolpresse lautete: Ein solches Buch müsste als Tirolensie gesehen werden.

Es waren der deutsche Nationalismus und der italienische Faschismus, die über das Optionsabkommen Südtirol als Volk, Sprache und Kultur auslöschen wollten. Ein Südtiroler Patriot müsste gegen beide, ja gegen alle Rechtsdiktaturen sein.

Lange sah man in Faschismus und Postfaschismus den Todfeind Südtirols. Sobald die Südtirolfrage beseitigt schien, trat etwas an die Oberfläche, was auch nicht ganz neu war: Wäre der Faschismus nicht gegen Südtirol gerichtet gewesen, er hätte nicht wenigen Südtirolern nicht schlecht gefallen.

Anfang der 1920er-Jahre äußerte sich Friedrich Graf Toggenburg gegenüber dem Corriere della Sera: „Wenn ich Italiener wäre, wäre ich wahrscheinlich Faschist.“

Eine ideologische Nähe, die immer schon bestand und die jetzt an die Oberfläche getreten ist.

Georg Lezuo, Bozen

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