Städte sollen grüner werden, um sich gegen den Klimawandel zu wappnen. Wie wollen Marco Ferrarin und das Team der Bozner Stadtgärtnerei das anstellen?
Leserbriefe
Tourist first
Aus ff 27 vom Donnerstag, den 04. Juli 2024
Die RittenCard gibt den Gästen viele Privilegien. Die Einheimischen hingegen müssen zahlen. Was soll das?
Sollten Sie irgendwann in den Genuss kommen, auf dem wunderschönen Ritten in einem Beherbergungsbetrieb zu nächtigen, und sollte dieser Betrieb ein Partnerbetrieb des Tourismusverbandes sein, wird man Ihnen zusammen mit dem Zimmerschlüssel eine kleine Karte in die Hand drücken. Bunt und unscheinbar wirkt sie und recht einfach, aber diese Karte hat es in sich.
Die Vorteile, welche aus der RittenCard entstehen, scheinen schier endlos! Von der uneingeschränkten Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Südtirol, über freie Eintritte ins öffentliche Schwimmbad, ins Eisstadion oder in rund 90 Museen, Schlösser und Sammlungen, bis zu einer unentgeltlichen Fahrt mit der Bergbahn Rittner Horn und von zahlreichen weiteren Ermäßigungen und Befreiungen kann der Besitzer dieser magischen Card tagtäglich profitieren.
Den Touristen bei uns geht es gut!
Waren Sie jemals im Urlaub an einem Ort, an dem es so etwas gibt? Ich bisher leider noch nicht! Auf jeden Fall hat so etwas Seltenheitswert.
Natürlich macht es Sinn, Touristen mit solchen Angeboten zu locken, der Effekt der RittenCard ist unübersehbar, davon zeugen die Heerscharen von Besuchern, die den schönen Ritten fluten. Zum Glück lassen die meisten von ihnen ihre Autos dank der RittenCard stehen und fahren mit dem Bahnl. Allein schon aus diesem Grund kann man der RittenCard ihre Berechtigung nicht absprechen. Das Bahnl aber fällt als Infrastruktur zur Touristensaison dann praktisch aus, ebenso sind die Wartezeiten an der Umlaufbahn nach Bozen zu gewissen Uhrzeiten in beide Richtungen horrend. An eine „Vorzugsspur“ für Einheimische oder zumindest für Pendler hat leider niemand gedacht.
Da wäre dann aber noch diese eine Sache. Nämlich, dass der gemeine Rittner Bürger keine RittenCard besitzt, dafür aber einen Südtirol Pass. Für den er bezahlen muss, allein schon 20 Euro für die Aktivierung.
Entgegen der Annahme der meisten Touristen, dass die Rittner ebenfalls ein Anrecht auf das tolle Gratisangebot haben, müssen dessen Bewohner für die Benutzung aller Infrastrukturen bezahlen. So wie es sich gehört.
Mit dem Südtirol Pass bezahlt man für eine Fahrt mit der Umlaufbahn von Oberbozen nach Bozen 4,23 Euro. Nur wenn man regelmäßig fährt, werden die Fahrten proportional billiger. 4,23 Euro x 2 macht 8,46 Euro. Für dieses Geld fahre ich mit meinem Toyota Yaris locker nach Bozen und wieder hoch auf den Ritten, aber der Umwelt zuliebe verzichte ich auf mein Auto,
Wer bezahlt das alles?
Für jede RittenCard – ob diese benutzt wird oder nicht, macht keinen Unterschied – werden 0,50 Euro plus Mehrwertsteuer in einen Fonds einbezahlt. Dieses Geld (334.854 Übernachtungen im Jahr x 0,50 plus MwSt.) wird dann an die STA, die Südtiroler Transportstrukturen AG, überwiesen, diese wiederum leitet es an den Landeshaushalt weiter.
Reicht das aus, um die Kosten der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel durch die Touristen zu begleichen? Darauf gibt es keine Antwort.
Der reale Wert in Euro, den die Touristen an Dienstleistungen durch die RittenCard oder alle anderen Südtirol Guest Cards produzieren, wird nicht errechnet.
Aber klar ist, dass der Rittner 4,23 Euro für eine einfache Fahrt nach Bozen bezahlt, während der Höchstpreis der touristischen Fahrt maximal 0,50 Euro Euro beträgt.
Die Dienstleistungen der Bergbahn Rittner Horn, der Schwimmbäder, des Eisrings, der Museen und Sammlungen werden hingegen mit der Ortstaxe beglichen. 2,50 Euro pro Übernachtung garantieren den Rittner Touristen eine kostenfreie Bergfahrt, freie Eintritte und viel Spaß.
Für die Bergfahrt auf die Schwarzseespitze zahlt der Rittner Bürger den tatsächlichen Preis, also 11,50 Euro, eine RittenCard erzielt einen Höchstpreis von circa 6,00 Euro, der proportional weniger wird, wenn die Touristen auch ins Schwimmbad oder ins Museum gehen, denn dann wird der eingezahlte Gesamtbetrag zwischen den touristischen Infrastrukturen aufgeteilt.
Warum gehen die Südtiroler leer aus? Warum bezahlen sie unterm Strich mehr als Touristen? Weshalb gibt es diese tollen Angebote nur für Touristen? Wäre es nicht an der Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, die Südtiroler Bevölkerung unentgeltlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu lassen?
Als Slogan fällt mir spontan dazu ein: Tourist first.
Michael Gamper, Ritten
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